Hautabwehrsysteme

Während wir uns am Strand im warmen Sand vergraben, im Wald Blumen pflücken, barfuß über den Boden laufen und im Gras liegen, denken wir kaum an die enorme und intensive Arbeit, die das Immunsystem der Haut in dieser Zeit leistet. Schließlich gelangen unzählige Mikroorganismen, Allergene, Schmutzpartikel, scharfe Sandkörner und eine ganze Reihe verschiedener chemischer Verbindungen auf die Haut. Selbst eine Kosmetikcreme im Badezimmerregal kann eine explosive Mischung aus Mikroben und aggressiven Chemikalien enthalten und die ohnehin schon hohe Belastung der Hautschutzsysteme noch weiter erhöhen. Ja, wir müssen zugeben, dass unsere Haut normalerweise eine erstaunliche Widerstandsfähigkeit zeigt. Und dennoch können Pickel und Akne auf der Haut auftreten, trotz täglichem Waschen und Abwischen mit Alkohollotion. Sie kann durch eine „hypoallergene“ Creme rot und entzündet werden, jucken und sich ohne ersichtlichen Grund schälen. Diese unangenehmen Phänomene beruhen auf denselben Schutzreaktionen, die die Haut zu einer so zuverlässigen Barriere gegen Mikroorganismen machen. Natürlich sind wir alle daran interessiert, dass die Schutzsysteme der Haut gut funktionieren, d. h. äußere Angriffe möglichst ohne Entzündungsreaktionen und andere sichtbare Anzeichen der Infektionsbekämpfung verhindern. Mit anderen Worten: Ein gutes Immunsystem ist eines, über das man sich keine Gedanken machen muss.

Die Haut gilt als das größte Immunorgan. Das ist nicht verwunderlich, denn es ist einfacher, eine Invasion zu verhindern, als auf dem eigenen Territorium zu kämpfen. Die Haut verfügt über zwei Abwehrsysteme – ein spezifisches und ein unspezifisches. Evolutionär gesehen ist das unspezifische System älter. Es reagiert sofort auf jede Invasion und beginnt sofort zu kämpfen. Die Hauptzellen des unspezifischen Immunsystems der Haut in der Epidermis sind Keratinozyten und Langerhans-Zellen, in der Dermis Makrophagen. Makrophagen zerstören nicht nur den Feind, sondern koordinieren auch die Aktivität aller Zellen des Immunsystems. Ein Makrophage kann Bakterienzellen erkennen, da ihre Membran aus speziellen Polysacchariden besteht, die im Körper von Tieren nicht vorkommen. Sobald ein Makrophage mit einem Polysaccharid einer Bakterienwand (oder einer polysaccharidähnlichen Substanz einer Bakterienwand) in Kontakt kommt, wird er sofort aktiviert und beginnt mit dem Kampf gegen den Eindringling.

Das spezifische Immunsystem unterscheidet sich darin, dass es den Eindringling zunächst erkennen und sich dann merken muss, um ihn später zu finden und zu vernichten. Diese Fähigkeit, sich an Eindringlinge zu erinnern, führt manchmal zu Problemen. Tatsächlich erinnern sich die Zellen des Immunsystems nicht an das gesamte Molekül, sondern nur an einen kleinen Teil davon (der als Personalausweis fungiert). Makrophagen reagieren auf jeden Eindringling, und Leukozyten (Zellen der spezifischen Immunität) erinnern sich an jedes Molekül einzeln. In diesem Sinne sind Makrophagen wie Polizeibeamte, die nur einen Reisepass benötigen. Und Leukozyten sind wie Kriminalbeamte, die Ausweise prüfen und sicherstellen müssen, dass die Person vor ihnen kein Krimineller ist. Das Problem ist, dass in der Welt der Moleküle viele Substanzen unterschiedlicher chemischer Natur die gleichen „Personalausweise“ haben. Und wenn das Immunsystem immer wieder das gesamte Arsenal des bewaffneten Kampfes gegen imaginäre Eindringlinge einsetzt, entwickelt sich eine allergische Reaktion.

Die größte Gefahr des Eindringens von Fremdkörpern in die Haut besteht bei Hautschäden. Daher sind die Fragmente der Zellmembranen, die bei der Zerstörung von Hautzellen zwangsläufig entstehen, unabhängig von der Ursache, das wichtigste Alarmsignal für die Abwehrsysteme der Haut. Aus den Fragmenten der Zellmembranen werden Substanzen synthetisiert, die den Steroidhormonen strukturell ähnlich sind: Prostaglandine. Sie kontrollieren die lokale Entzündungsreaktion. Makrophagen werden zur Schadensstelle gezogen, absorbieren Bakterien und andere Fremdstoffe und setzen Signalmoleküle frei, die andere Zellen um Hilfe rufen. Prostaglandine und von Makrophagen freigesetzte Substanzen bewirken eine Erweiterung der Blutgefäße in der Dermis – die Haut rötet sich. Gewebsflüssigkeit und weiße Blutkörperchen (Leukozyten) treten aus den erweiterten Blutgefäßen aus – die Haut schwillt an und verdickt sich. Die von all diesen Zellen produzierten biologisch aktiven Substanzen wirken auf die Nervenenden der Haut und verursachen Schmerzen und Juckreiz.

Jeder Krieg ist destruktiv, und der Krieg des Immunsystems bildet da keine Ausnahme. Die am Kampf gegen den Eindringling beteiligten Zellen produzieren zahlreiche giftige Moleküle, die die Haut schädigen. Manche Wissenschaftler vergleichen Leukozyten mit Kernreaktoren, die sowohl nützlich als auch gefährlich sind. Leukozyten produzieren eine große Menge aggressiver und giftiger Moleküle, die für die Zerstörung der mikrobiellen Zelle notwendig sind. Diese Moleküle entstehen in einer Kettenreaktion, die schwer zu kontrollieren ist und jederzeit außer Kontrolle geraten kann. Von Leukozyten produzierte Giftstoffe können diese zerstören und umliegendes Gewebe schädigen.

Wenn die Abwehr des Immunsystems dem Ausmaß der Invasion angemessen ist, normalisiert sich alles bald wieder. Blutgefäße verengen sich und ihre Wände werden weniger durchlässig, Zellen breiten sich aus und werden vom Blutstrom abtransportiert, biologisch aktive Substanzen werden inaktiviert, und an der zerstörten Stelle beginnt die Wiederherstellung.

Disharmonie und Störung der Aktivität der Zellen des Immunsystems führen zu übermäßigen Hautschäden, allergischen Reaktionen und chronischer Dermatitis. War die Schutzreaktion unzureichend, verzögert sich die Entzündungsreaktion, und Mikroorganismen können sich in den tiefen Hautschichten einkapseln, was zu periodisch erneuten Anfällen führt.

Die Normalisierung des Immunsystems mit Hilfe von Kosmetikprodukten mit immunmodulatorischer Wirkung ist einer der interessantesten und vielversprechendsten Bereiche der Kosmetik.

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