Varianten und Anomalien der Schädelknochenentwicklung

Varianten und Anomalien in der Entwicklung der Schädelknochen kommen recht häufig vor.

Stirnbein. In etwa 10 % der Fälle besteht das Stirnbein aus zwei Teilen, zwischen denen die Stirnnaht (Sutura frontalis, S. sutura metopica) verbleibt. Die Größe der Stirnhöhle variiert, und sehr selten fehlt sie.

Keilbein. Die Nichtvereinigung der vorderen und hinteren Hälfte des Keilbeinkörpers führt zur Bildung eines schmalen, sogenannten kraniopharyngealen Kanals im Zentrum der Sella turcica. Die ovale und die Dornöffnung verschmelzen manchmal zu einer gemeinsamen Öffnung; die Dornöffnung kann fehlen.

Hinterhauptbein. Der obere Teil der Hinterhauptsschuppe kann durch eine Quernaht ganz oder teilweise vom Rest des Hinterhauptbeins getrennt sein. Dadurch entsteht ein besonderer dreieckiger Knochen – das Zwischenscheitelbein (Os interparietale). Eine Assimilation des Atlas, d. h. eine vollständige oder teilweise Verschmelzung der Hinterhauptskondylen mit dem ersten Halswirbel, ist selten. In der Nähe des Hinterhauptbeins befinden sich häufig zusätzliche Knochen (Knochen der Naht, Ossa suturalia). Manchmal erreicht die äußere Hinterhauptsprotuberanz erhebliche Ausmaße. Es gibt außerdem einen dritten Hinterhauptskondylus, der sich am vorderen Rand des großen (okzipitalen) Foramen befindet. Er artikuliert über ein zusätzliches Gelenk mit dem vorderen Atlasbogen.

Siebbein. Form und Größe der Siebbeinzellen sind sehr variabel. Häufig ist die oberste Nasenmuschel (Concha nasalis suprema) vorhanden.

Scheitelbein. Da die Verknöcherungspunkte nicht miteinander verschmelzen, kann jedes Scheitelbein aus einer oberen und einer unteren Hälfte bestehen.

Schläfenbein. Die Drosselkerbe des Schläfenbeins kann durch den Interjugularfortsatz in zwei Teile geteilt werden. Befindet sich ein ähnlicher Fortsatz in der Drosselkerbe des Hinterhauptbeins, entsteht eine doppelte Drosselöffnung. Der Processus styloideus des Schläfenbeins kann fehlen, ist aber oft lang und kann bei Verknöcherung des Ligamentum stylohyoideum sogar das Zungenbein erreichen.

Oberkiefer. Anzahl und Form der Zahnbläschen sind unterschiedlich, und oft findet sich ein für Säugetiere typischer ungepaarter Schneidezahn. An der Unterseite des knöchernen Gaumens bildet sich manchmal ein Grat entlang der Mittellinie. Der Schneidekanal und die Nebenhöhlen des Oberkiefers können in Größe und Form variieren. Die schwerwiegendste Fehlbildung des Oberkiefers ist eine Gaumenspalte – genauer gesagt eine fehlende Verschmelzung der Gaumenfortsätze der Oberkieferknochen mit den horizontalen Platten der Gaumenknochen.

Jochbein. Eine horizontale Naht kann den Knochen in zwei Hälften teilen. Es ist auch eine variable Anzahl von Kanälen zu beobachten, die den Knochen durchdringen.

Nasenbein. Form und Größe sind individuell, manchmal fehlt der Knochen und wird durch den Stirnfortsatz des Oberkiefers ersetzt. Oft sind die Nasenbeine asymmetrisch angeordnet oder verwachsen und bilden ein gemeinsames Nasenbein.

Tränenbein. Größe und Form dieses Knochens sind variabel. Manchmal wird das Fehlen des Tränenbeins durch einen vergrößerten Stirnfortsatz des Oberkiefers oder die Orbitalplatte des Siebbeins kompensiert.

Untere Nasenmuschel. Der Knochen variiert oft in Form und Größe, insbesondere seine Fortsätze.

Pflugschar. Kann nach rechts oder links gebogen werden.

Unterkiefer. Die rechte und linke Körperhälfte sind oft asymmetrisch. Die Abmessungen des Winkels zwischen dem Unterkieferkörper und seinem Ast sind individuell. Es gibt eine Verdoppelung der mentalen Öffnung und der Öffnung des Unterkiefers sowie des Unterkieferkanals.

Zungenbein. Die Größe des Zungenbeinkörpers sowie der großen und kleinen Hörner ist nicht konstant.