Warum kommt es zu Schwangerschaftsübelkeit und was ist zu tun?

Übelkeit während der Schwangerschaft ist eine typische Beschwerde von fast jeder dritten Frau, die Familienzuwachs erwartet. Es wird angenommen, dass Übelkeit ein Zeichen für eine Toxikose oder Autointoxikation des Körpers ist. Der Begriff „Toxikose“ selbst bedeutet aus dem Griechischen übersetzt Vergiftung (toxikon – Gift), daher ist dieser Zustand aus physiologischer Sicht nicht normal. Neben Übelkeit beeinträchtigt die Toxikose das zentrale Nervensystem, verursacht Gefäßfunktionsstörungen und stört den normalen Stoffwechsel. In der Regel tritt Übelkeit im ersten Trimester auf und sollte idealerweise bis zur 14. Woche vergehen, wenn der Körper beginnt, seinen veränderten Zustand besser wahrzunehmen. Übelkeit während der Schwangerschaft tritt normalerweise morgens auf, aber es ist auch nicht ungewöhnlich, dass unangenehme Empfindungen eine Frau den ganzen Tag lang verfolgen, sowohl in der frühen Phase der Schwangerschaft als auch in späteren Trimestern.

In der Geburtshilfe und Gynäkologie wird die Toxikose in eine frühe, im ersten Trimester auftretende und eine späte, in den letzten beiden Monaten der Schwangerschaft auftretende unterteilt. Frühe Manifestationen einer Vergiftung bei Schwangeren sind durch Übelkeit, häufiges Erbrechen, übermäßigen Speichelfluss (Ptyalismus) und Dermatosen gekennzeichnet. Späte Vergiftungssymptome sind gefährlicher für den Schwangerschaftsverlauf und die Gesundheit der Frau, sie äußern sich in schweren Ödemen bis hin zu Wassersucht und einem pathologischen Zustand der Nieren (Nephropathie). Wenn Sie sich während der Schwangerschaft in den ersten drei Monaten krank fühlen, leidet in der Regel das Verdauungssystem, eine spätere Toxikose kann jedoch zu schweren Gefäßerkrankungen (Eklampsie) führen.

Warum ist mir während der Schwangerschaft übel?

Übelkeit während der Schwangerschaft – frühe Toxikose. Die Symptome dieses Phänomens sind sehr offensichtlich: häufige Übelkeitsanfälle, begleitet von Erbrechen und vermehrtem Speichelfluss. Der Appetit nimmt ab, Geschmacks- und Geruchspräferenzen verändern sich dramatisch. Frühe Manifestationen einer Toxikose sind aus medizinischer Sicht eine Pathologie der neuroendokrinen Regulationsfunktion, die durch eine Intoxikation des zentralen Nervensystems verursacht wird. Übelkeit und Erbrechen können auch durch bereits erworbene Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts ausgelöst werden, die sich während der Schwangerschaft verschlimmern. Eine Verschlimmerung tritt durch das Verschlucken von ständig abgesondertem, toxinhaltigem Speichel auf. Der Säure-Basen-Haushalt des Magens ist gestört, Übelkeit tritt auf, häufig Erbrechen, erneuter Speichelfluss, und der Prozess wiederholt sich in einem Teufelskreis. Mit Hilfe des Erbrechens versucht der Körper, sich von Giftstoffen zu reinigen, aber zusammen mit den abgestoßenen Massen treten auch Proteine, Enzyme und Elektrolyte – wichtige und notwendige Substanzen – aus. Eine Frau, die in den frühen Stadien der Schwangerschaft unter Übelkeit leidet, verliert häufig an Gewicht. Übelkeit in der Schwangerschaft wird auch durch bestehende Erkrankungen des Verdauungssystems verursacht, in diesen Fällen können Übelkeit und Erbrechen stärker ausfallen, bis hin zu unkontrollierbarem Erbrechen.

Der Schweregrad der Übelkeit einer schwangeren Frau wird in drei Kategorien eingeteilt, ebenso wie die Methoden und Techniken, die zur Linderung der Symptome einer Toxikose beitragen.

Leichte Intoxikation einer Schwangeren in der Frühschwangerschaft. Eine stationäre Behandlung ist nicht erforderlich, wenn sich eine Frau während der Schwangerschaft im ersten Trimester unwohl fühlt. Es treten keine gravierenden Veränderungen im Nervensystem auf, die Aktivität der Großhirnrinde ist leicht reduziert und die Funktionen des autonomen Systems sind gestört. Der Blutdruck ist jedoch in der Regel normal, und auch die Blutzusammensetzung ändert sich nicht. Die Behandlung von Übelkeit und Erbrechen in dieser Zeit besteht in der Überwachung des Zustands des zentralen Nervensystems. Daher sind physiotherapeutische Verfahren und bestimmte Kräutertees wirksam. Da die Einnahme von Medikamenten im ersten Trimester sowie in anderen Phasen unerwünscht ist, stellen korrekte Akupunktur, Massage der Halskrause und Abkochungen spezieller Kräuter eine hervorragende Alternative zur medikamentösen Behandlung dar. Wichtig ist auch eine spezielle Ernährung. Die Mahlzeiten sollten fraktioniert (alle 2,5–3 Stunden) und in kleinen Portionen eingenommen werden. Diese Aufteilung der Nahrung trägt dazu bei, die Reizung der Magenrezeptoren zu reduzieren. Wenn sich eine Frau während der Schwangerschaft stärker als gewöhnlich unwohl fühlt, sogar bis hin zu häufigem Erbrechen, kann der Flüssigkeits- und Mineralstoffverlust mit stillem Mineralwasser und kleinen Portionen gesalzenem Seefisch (Hering) ausgeglichen werden. Regelmäßige Fastentage sind wirksam, wenn die Ernährung nur Hüttenkäse (500–700 Gramm) mit etwas Sauerrahm oder 1,5–2 Liter Trockenfruchtkompott umfasst. Die Portionen sollten so aufgeteilt werden, dass mindestens sechsmal die gleiche Menge gegessen wird. Einige Experten empfehlen, bei starker Übelkeit im ersten Trimester ganz auf Nahrung zu verzichten, es gibt jedoch noch keine verlässlichen statistischen Daten zum Nutzen dieser Methode.

Die medikamentöse Behandlung umfasst eine stationäre Behandlung. Diese Therapieform ist in Fällen angezeigt, in denen Ärzte eine mittelschwere Toxikose einschätzen. Die Übelkeit während der Schwangerschaft ist in diesen Situationen sehr stark, das Erbrechen kann bis zu zehnmal täglich zunehmen. Die Verschreibung von Medikamenten wie Droperidol und Etaperazin erfordert eine ärztliche Überwachung und Beobachtung. In manchen Fällen wird einer Frau eine ambulante medikamentöse Therapie verschrieben, dann werden Beruhigungsmittel und Antihistaminika in sanften Dosen empfohlen. Antiemetika sind ebenfalls wirksam – Cerucal, Vogalen, Metoclopramid, aber alle Medikamente sollten nur auf Empfehlung des behandelnden Arztes angewendet werden.

Eine schwere Intoxikation im Frühstadium ist durch fast unkontrollierbares Erbrechen gekennzeichnet, die Abneigung gegen jegliches Essen wird total, die Frau verliert schnell an Gewicht und es entwickelt sich Hypotonie. Eine Toxikose dieser Form wird nur im Krankenhaus behandelt, da das Risiko einer Gestose besteht – einer komplexen Funktionsstörung der inneren Organe und des Herz-Kreislauf-Systems. Dieser Zustand kann aufgrund des akuten Sauerstoffmangels im Körper sowohl für die Mutter als auch für das ungeborene Kind tödlich sein. Die Symptome einer Gestose sind deutlich ausgeprägt: Neben Übelkeit und Erbrechen steigt der Blutdruck der Frau stark an, sie hat ständig Mundtrockenheit und Durst und schwillt stark an. Die stationäre Behandlung zielt darauf ab, den Wasserhaushalt des Körpers wiederherzustellen und die benötigte Menge an Nährstoffen mit Hilfe von Tropfern zuzuführen. Außerdem werden Medikamente verschrieben, die das Erbrechen neutralisieren, und eine sanfte Beruhigungstherapie.

Wenn sich eine Frau in der Spätschwangerschaft unwohl fühlt, kann dies eine rein physiologische Reaktion auf die Nahrungsaufnahme sein, die nichts mit einer Toxikose zu tun hat. Die Gebärmutter wächst immer stärker und hebt dadurch die benachbarten inneren Organe an, wodurch deren natürliche Position und Funktion gestört werden. Anhaltende, nicht nahrungsabhängige Übelkeit kann jedoch auf ernstere Probleme wie HELLP-Hypertonie hinweisen. Dieses Syndrom ist lebensbedrohlich für Mutter und Kind, die Sterblichkeitsrate liegt bei etwa 70 %. Je früher das HELLP-Syndrom diagnostiziert wird, desto erfolgreicher ist die Behandlung und desto günstiger ist der Geburtsverlauf. Das Syndrom ist durch seine symptomatische Trias gekennzeichnet, von der es seinen Namen hat: Hämolyse (Hämoglobinverlust durch Zerstörung roter Blutkörperchen), erhöhte Leberenzyme (Aktivierung von Leberenzymen), niedrige Thrombozytenzahl (vermehrte, manchmal unkontrollierbare Blutungen). HELLP ist gekennzeichnet durch anhaltende Übelkeit und periodisches Erbrechen in der Spätschwangerschaft sowie rechtsseitige Bauchschmerzen und Schwellungen. Die Diagnose wird durch Laborblutuntersuchungen bestätigt, die die Blutzusammensetzung, den Zustand der Leber und der Bauchspeicheldrüse untersuchen. Bestätigt sich das gefährliche Syndrom nicht, wird eine symptomatische Therapie zur Linderung des Übelkeitsgefühls und eine strenge Diät verordnet, die fettige, frittierte und salzige Speisen ausschließt. Werden alle ärztlichen Empfehlungen befolgt, verschwindet die Übelkeit innerhalb von zwei Wochen, und wenn die Gebärmutter beginnt, sich abzusenken und sich auf die Geburt vorzubereiten, verschwinden die unangenehmen Symptome vollständig.

Was tun bei Unwohlsein während der Schwangerschaft?

Fast jede dritte Frau fühlt sich während der Schwangerschaft krank, was jedoch nicht bedeutet, dass Übelkeit nicht „besiegt“ oder minimiert werden kann. Empfehlungen für Frauen, die unter Übelkeit leiden, lauten wie folgt:

• In den ersten drei Monaten sollten Sie täglich spazieren gehen; moderate körperliche Aktivität (aber keine körperliche Anstrengung) hilft dem Verdauungssystem, sich an den neuen Zustand anzupassen.
• Planen Sie in Ihrem Tagesablauf alle zwei Stunden eine halbstündige Ruhepause ein, denn so kann Ihr Körper neue Kraft schöpfen und Ihre Verdauung arbeitet im Ruhezustand weniger aggressiv.
• Entwickeln Sie ein System fraktionierter Ernährung – essen Sie alle 2 Stunden kleine Portionen. Die Ernährung sollte abwechslungsreich sein, aber scharfe, frittierte und fettige Speisen ausschließen. Wenn der Wunsch nach „verbotenem“ Essen groß ist und dies eine typische „Laune“ schwangerer Frauen ist, können Sie sich ein kleines Stück gönnen, aber nicht zu viel essen.
• Sie sollten den Tag mit einem leichten Frühstück beginnen, vorzugsweise in einer halb liegenden Position (Sie können dies im Bett tun), diese Methode hilft dem Magen, abgelehnte Nahrung besser aufzunehmen.
• Es ist ratsam, die Gewohnheit aufzugeben, feste Nahrung zu trinken. Sie können zwischen den Mahlzeiten trinken.
• Bei Erbrechen hilft ein kleines Stück Eis, an dem man vorsichtig lutscht. Übertreiben Sie es nicht, um Halserkrankungen zu vermeiden.
• Eine wirksame Methode ist die Einnahme von Kräuterabkochungen – Minze oder Zitronenmelisse. Die Abkochungen sollten in einem Kurs getrunken werden, ohne auf Übelkeit zu warten, also zwei Wochen lang täglich. 2 Teelöffel trockenes Gras in einem halben Liter kochendem Wasser aufbrühen, 30 Minuten ziehen lassen und abseihen. Die auf Zimmertemperatur abgekühlte Abkochung kann 2-3 mal täglich, ein Viertelglas, getrunken werden. Baldrianwurzel hat die gleiche Wirkung, sollte aber schonender zubereitet werden – 1 Teelöffel pro halben Liter kochendem Wasser, 15 Minuten ziehen lassen, bis eine schwache Konzentration erreicht ist.

Wenn Sie sich während der Schwangerschaft unwohl fühlen, ist dies zwar unangenehm und manchmal schmerzhaft. Wenn die Übelkeit jedoch kein Symptom ist, das ärztlicher Behandlung bedarf, verschwindet sie früher oder später. In jedem Fall überschattet die Freude über die Mutterschaft nach der Geburt des Babys alle negativen Erinnerungen.