Es könnte Chimären in den USA geben.

In naher Zukunft könnten in Amerika Halbmenschen und Halbtiere auftauchen – das US-Gesundheitsministerium plant ernsthaft, das im September letzten Jahres in Kraft getretene Verbot solcher Experimente aufzuheben. Die Aufhebung des Moratoriums ermöglicht es Wissenschaftlern, mit menschlichen Stammzellen und Tierembryonen zu experimentieren.

In den USA sind die National Institutes of Health für medizinische Entwicklungen zuständig. Sie initiierten die Aufhebung des Moratoriums, und die US-Regierung prüft diesen Vorschlag. Höchstwahrscheinlich werden die USA die Züchtung sogenannter Chimären erlauben – Lebewesen, deren Körper genetisch unterschiedliche Zellen enthalten. Allerdings könnten einige Einschränkungen bestehen bleiben. Es wird davon ausgegangen, dass Forschungen mit tierischen Embryonen und menschlichen Stammzellen erst ab einem bestimmten Entwicklungsstadium stattfinden werden. Experimente, die zur Entstehung fortpflanzungsfähiger Tiere führen könnten, bleiben zudem verboten.

Zur Kontrolle der Forschungszentren beabsichtigt die US-Regierung, ein spezielles Komitee einzurichten.

Bevor das Verbot aus dem Jahr 2015 geändert werden kann, muss der Vorschlag des NIH 30 Tage lang öffentlich kommentiert werden. Daher lohnt es sich nicht, vor dem Herbst irgendwelche Schlussfolgerungen zu ziehen.

Es ist erwähnenswert, dass die Forschung zur Einführung menschlicher Zellen in den Körper von Tieren schon seit geraumer Zeit im Gange ist. Das auffälligste Beispiel ist die Kultivierung bösartiger Tumore im Körper von Nagetieren, deren Zweck die Erforschung und Entwicklung neuer Methoden zur Behandlung onkologischer Erkrankungen ist.

Die Entstehung von Chimären könnte der Medizin neuen Schwung verleihen; solche Organismen könnten zum Testen neuer Medikamente oder zur Organtransplantation an Bedürftige eingesetzt werden.

Wissenschaftler interessieren sich übrigens schon lange für die Möglichkeit, Chimären zu erzeugen, da derartige Organismen für eine Vielzahl von Studien nützlich sein könnten und trotz des bestehenden Verbots Spezialisten aus verschiedenen Ländern auf diesem Gebiet forschen; allein in den USA beispielsweise wurden im Jahr 2015 etwa 20 Tierembryonen mit menschlichen Zellen (Schafe, Schweine) erzeugt.

Der Nutzen der Schaffung chimärer Organismen für Wissenschaft und Medizin liegt auf der Hand. Allerdings gibt es auch ethische Bedenken, weshalb grundsätzlich ein Moratorium für die Durchführung solcher Experimente eingeführt werden musste. Das Verbot betraf allerdings nur von der US-Regierung finanzierte Forschung; von privaten Sponsoren finanzierte Experimente waren gesetzlich nicht verboten.

Wie jeder andere Vorschlag hat auch die Aufhebung des Moratoriums für Experimente mit menschlichen Zellen und Tieren eine hitzige Debatte ausgelöst, und erste kritische Anmerkungen dazu sind bereits erschienen. Einige Experten vermuten, dass das Auftauchen von Schweinen mit menschlichen Gehirnen früher oder später dazu führen wird, dass Halbtiere, Halbmenschen, Fragen stellen und sich fragen werden, warum an ihnen Experimente durchgeführt werden, da sie doch fast menschlich sind. Auch die Schaffung eines menschlichen Körpers mit dem Gehirn eines beliebigen Tieres würde es uns ermöglichen zu sagen, dass ein solcher Organismus kein Mensch ist und als Spender für Organtransplantationen verwendet werden kann, ohne an moralische Bedenken zu denken.

Doch laut einem Mitarbeiter des New York Medical College können alle Annahmen als extrem angesehen werden, denn noch vor 15 Jahren galt die Erschaffung eines chimären Organismus als unmöglich.

[ 1 ], [ 2 ], [ 3 ], [ 4 ], [ 5 ]