Internet-Sucht ist genetisch bedingt

Experten der Universität Bonn unter der Leitung des Studienautors Dr. Christian Montag behaupten, dass Internetsucht keine Einbildung, sondern eine Nervenstörung sei, die einen unwiderstehlichen Drang auslöst, im Internet herumzustöbern. Laut Statistik verbringen Internetsüchtige 32 Stunden pro Woche am Computer und verlieren dabei ihr Zeit- und Realitätsgefühl.

In den vergangenen Jahren befragten Wissenschaftler 843 Personen. Ihr Ziel war es herauszufinden, wie „verwirrt“ die Nutzer im World Wide Web sind.

Es stellte sich heraus, dass 132 Männer und Frauen ein problematisches Verhältnis zum Internet haben. Die Online-Kommunikation hat für sie das reale Leben vollständig ersetzt, ihre Gedanken kreisen den ganzen Tag um das Internet, und wenn sie plötzlich einige Zeit ohne Zugang zum Netzwerk verbringen müssen, verschlechtert sich ihr Gesundheitszustand erheblich. Hinzu kommt eine teilweise oder vollständige Ablehnung direkter Kontakte in Familie und Gesellschaft.

Bei Internetsüchtigen ist die Wahrscheinlichkeit genetischer Veränderungen, sogenannter Kopienzahlvariationen, höher. Darüber hinaus zeigt sich, dass Internetsüchtige viel häufiger eine Genmutation aufweisen, die Nikotinsucht auslösen kann. Es ist durchaus möglich, dass Internetsucht und Zigarettensucht ähnliche Merkmale aufweisen.

„Was wir über den nikotinischen Acetylcholinrezeptor im Gehirn wissen, ist, dass Mutationen in seinem Gen zu Verhaltensstörungen führen und den psychischen Zustand einer Person verändern, woraufhin die Tatsache der körperlichen und geistigen Abhängigkeit registriert wird“, erklärt Dr. Montag. „Nikotin aus Tabak ist, wie das von unserem Körper produzierte Acetylcholin, eine Art Schlüssel zu diesem Rezeptor.“ Der Arzt kommt zu dem Schluss, dass Internetsucht die gleiche Natur hat wie Nikotinsucht.

Der weibliche Körper unterliegt häufiger dieser Mutation und dementsprechend ist die Internetsucht beim schönen Geschlecht stärker ausgeprägt.

Diese Aussage muss jedoch durch weitere, detailliertere Forschung auf diesem Gebiet untermauert werden, da die meisten früheren Studien zu diesem Problem das Gegenteil bewiesen haben. Die Ergebnisse früherer Studien zeigten eine größere Abhängigkeit vom Internet bei Männern als bei Frauen.

Dr. Montag glaubt außerdem, dass im Laufe der Erforschung der Natur der Internetsucht eine bestimmte Untergruppe von Internetsüchtigen entstehen könnte, nämlich diejenigen, die süchtig nach sozialen Netzwerken sind.

[ 1 ], [ 2 ], [ 3 ], [ 4 ]