Pflanzliche Heilmittel wie Kurkuma und grüner Tee sind schädlich für die Leber

Pflanzliche Stoffe wie Kurkuma, grüner Tee und Traubensilberkerze mögen harmlos erscheinen, doch ihr übermäßiger Gebrauch wird zunehmend mit Leberschäden in Verbindung gebracht.

Da pflanzliche Stoffe weitgehend unreguliert sind, zeigen chemische Tests von Produkten, die mit Leberkrisen in Verbindung gebracht werden, „oft Diskrepanzen zwischen den Produktkennzeichnungen und den nachgewiesenen Inhaltsstoffen“, stellte ein Team unter der Leitung von Dr. Alice Lihitsup fest, einer Assistenzprofessorin für Gastroenterologie an der University of Michigan in Ann Arbor.

Die Forscher konzentrierten sich auf die Verwendung von sechs der beliebtesten Pflanzenstoffe: Kurkuma, Grüntee-Extrakt, Garcinia Cambogia-Pflanze, Traubensilberkerze, roter Hefereis und Ashwagandha.

Nach der Analyse der Daten von fast 9.700 Erwachsenen aus den Jahren 2017 bis 2021 in einer staatlichen Gesundheitsdatenbank stellten sie fest, dass die Verwendung pflanzlicher Mittel in hohem Maße erfolgte. So schätzte Lihitsups Team, dass mehr als 11 Millionen Erwachsene regelmäßig Kurkuma-Ergänzungsmittel einnehmen, oft in der Annahme, dass diese Schmerzen oder Arthritis lindern können. Das ist nicht viel weniger als die rund 14,8 Millionen Menschen, die aus denselben Gründen NSAR-Schmerzmittel einnehmen.

Leider „konnten zahlreiche randomisierte klinische Studien keine Wirksamkeit von Kurkuma-haltigen Produkten bei Osteoarthritis nachweisen“, und übermäßiger Kurkuma-Konsum wurde mit schwerer Lebertoxizität in Verbindung gebracht, stellten die Forscher fest.

Schätzungsweise mehr als drei Millionen Erwachsene nehmen zudem ein weiteres potenzielles Lebergift ein: Grüntee-Extrakt, üblicherweise zur Steigerung der Energie und zur Gewichtsabnahme. Doch auch hier „konnten mehrere Studien keine objektiven Beweise für Gewichtsverlust oder eine nachhaltige Verbesserung der Stimmung oder des Energieniveaus“ mit Produkten liefern, die die Wirkstoffe des Grüntee-Extrakts enthalten, stellte das Michigan-Team fest.

Andere, oft unbewiesene Behauptungen beziehen sich auf andere pflanzliche Wirkstoffe: Garcinia cambogia wird zur Gewichtsabnahme angepriesen, Traubensilberkerze gegen Hitzewallungen und Ashwagandha für den Muskelaufbau. Lihitsup und ihre Kollegen stellten jedoch fest, dass Verbraucher pflanzliche Wirkstoffe möglicherweise überdosieren oder durch Etiketten, die nicht die tatsächlichen Inhaltsstoffe der Nahrungsergänzungsmittel wiedergeben, in die Irre geführt werden. Das könnte dazu führen, dass mehr Anwender in der Notaufnahme landen.

Laut einer nationalen Datenbank haben sich die Fälle von Lebertoxizität im Zusammenhang mit pflanzlichen Stoffen, von denen einige schwerwiegend oder sogar tödlich verliefen, von 2004 bis 2014 fast verdreifacht – von 7 Prozent auf 20 Prozent. Kurkuma, Grüntee-Extrakt und Garcinia Cambogia wurden häufig genannt. Eine andere Studie stellte einen Anstieg der Lebertoxizitätsfälle von 12,5 Prozent im Jahr 2007 auf 21,1 Prozent im Jahr 2015 fest.

Wer verwendet diese pflanzlichen Präparate? Einer neuen Studie zufolge sind die häufigsten Anwender älter (Durchschnittsalter 52 Jahre), weiß (75 % der Anwender) und weiblich (57 %) und verfügen typischerweise über ein hohes Einkommen. Menschen, die pflanzliche Präparate verwenden, leiden häufiger an chronischen Krankheiten wie Arthritis, Schilddrüsenerkrankungen oder Krebs als diejenigen, die keine Nahrungsergänzungsmittel verwenden.

In zwei Dritteln der Fälle nahmen die Betroffenen das pflanzliche Präparat gleichzeitig mit einem verschreibungspflichtigen Medikament ein, wie die Studie ergab. Aufgrund der Gefahren von Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten und der damit verbundenen Leberschäden ist es wichtig, dass Anwender pflanzlicher Präparate ihren Arzt informieren, so Lihitsupas Team.

Bei Missbrauch pflanzlicher Stoffe können Leberschäden „nicht nur schwerwiegend sein und zu Leberzellschäden mit Gelbsucht führen, sondern auch tödlich sein und zum Tod oder einer Lebertransplantation führen“, warnte das Forschungsteam.

Eine frühere Studie ergab, dass die Zahl der aufgrund von Pflanzenmissbrauch erforderlichen Lebertransplantationen zwischen 2009 und 2020 um 70 % gestiegen ist. Das Team aus Michigan ist der Ansicht, dass zum Schutz der Verbraucher eine bessere Regulierung und Aufsicht erforderlich ist.

„Angesichts der weitverbreiteten und wachsenden Beliebtheit botanischer Produkte fordern wir die Regierungen dringend auf, eine stärkere Regulierung der Produktion, Vermarktung, Prüfung und Überwachung botanischer Produkte in der Bevölkerung in Betracht zu ziehen“, schrieben sie.

Die Studie wurde am 5. August in der Zeitschrift JAMA Network Open veröffentlicht.