Studie: Die Ukraine ist vom Alkoholismus bedroht

Die Ukrainer nehmen beim Alkoholkonsum eine starke Spitzenposition ein. Nur Russland, Moldawien, Schottland und Ungarn trinken mehr. Jährlich verliert die Ukraine 500.000 Einwohner, und etwa 400.000 sterben an Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die hauptsächlich auf einen ungesunden Lebensstil (Bewegungsmangel, Rauchen, Alkohol) zurückzuführen sind. Doch Alkohol ist ein universeller Killer: Er beeinträchtigt alle Systeme und Organe des menschlichen Körpers. Darüber hinaus treten bei jedem alkoholischen Getränk Veränderungen im Körper auf, deren Ausmaß jedoch von der Häufigkeit des Konsums und der getrunkenen Menge abhängt.

Eine von der WHO durchgeführte Studie ergab, dass 20 % der Einwohner unseres Landes übermäßig viel Alkohol konsumieren (als normal gilt der Konsum von nicht mehr als zwei Litern reinem Alkohol pro Jahr, während ein Ukrainer 15 Liter reinen Alkohol pro Jahr konsumiert). 80 % der Trinker sind Männer, das entspricht mehr als einem Drittel der erwachsenen männlichen Bevölkerung des Landes. Übermäßiger Alkoholkonsum beginnt bereits in jungen Jahren und nimmt mit der Zeit zu. Das Mindestalter für Alkoholkonsum liegt zwischen 18 und 29 Jahren. Die meisten ukrainischen Kinder sind bereits ab 13 Jahren (manchmal auch früher) mit dem Geschmack und der Wirkung von Alkohol vertraut.

Die „europäische“ Schülerumfrage ergab, dass fast 90 % der ukrainischen Schüler im Alter von 15 bis 17 Jahren bereits Alkohol probiert haben. Mehr als 26 % konsumieren regelmäßig alkoholische Getränke (1-2 Mal im Monat), etwa 14 % trinken doppelt so oft.

Ukrainische Kinder werden schon früh an alkoholische Getränke herangeführt. Der Hauptgrund dafür ist unsere „Tradition des kulturellen Konsums“, die von Generation zu Generation weitergegeben wird. Jeder ukrainische Feiertag wird von einem Festmahl und Alkohol begleitet. Das Kind entwickelt unbewusst die Vorstellung, dass ein Feiertag ohne Alkohol unmöglich ist. Darüber hinaus verankert sich die Werbeidee des obligatorischen Alkoholkonsums in freundlicher, fröhlicher Gesellschaft allmählich im ungeformten Bewusstsein des Teenagers. Unser Land weist die höchste Alkoholismusrate bei Jugendlichen auf, wozu wir selbst beitragen, indem wir unsere Kinder unwissentlich an Alkohol gewöhnen.

Die durchschnittliche Lebenserwartung von Trinkern verkürzt sich um 10-15 Jahre. Alkohol und Rauchen sind die beiden Hauptursachen für chronische Krankheiten und hohe Sterblichkeit in unserem Land. Die Statistiken klingen beängstigend: Jeder vierte Ukrainer wird nicht älter als 60 Jahre, jeder zehnte nur 35 Jahre. Fast ein Drittel der Todesfälle junger Männer (unter 30 Jahren) sind auf Alkoholvergiftung zurückzuführen.

Alkohol ist für Frauen besonders gefährlich, da er die geistige und körperliche Gesundheit des zukünftigen Babys beeinträchtigt. Bei 74 % der Mütter, die regelmäßig trinken, werden Auffälligkeiten in der Entwicklung des Kindes festgestellt, bei Müttern, die mäßig trinken, bei 9 %.

Alkohol verursacht zahlreiche Erkrankungen des Herzens, der Verdauungsorgane und der Leber. Die Wirkung von Alkohol auf das Nervensystem ist destruktiv und führt zu schweren psychischen Störungen. In 40 von 100 psychisch Kranken ist die psychische Störung auf Alkohol zurückzuführen. Allein im Jahr 2011 wurden fast 500.000 Ukrainer wegen verschiedener alkoholbedingter psychischer Störungen behandelt.

Etwa 90 % der Hooligan- und häuslichen Übergriffe werden unter Alkoholeinfluss verübt. Alkohol schaltet Gewissen, Angst und Verantwortung aus und hat eine starke Wirkung auf das Gehirn, was zu vielen Selbstmorden (insbesondere im Jugendalter) führt. Und wie viele Unfälle durch betrunkene Fahrer oder Todesfälle durch Alkoholvergiftung passieren, ist unbeschreiblich.

Laut Statistik gibt es in der Ukraine derzeit mehr als eine Million alkoholabhängige Bürger. Die WHO schlägt lediglich drei Maßnahmen vor, um die Alkoholabhängigkeit zu reduzieren: höhere Preise für alkoholische Getränke, weniger Lizenzen für den Alkoholverkauf und ein Verbot von Werbung, die den Alkoholkonsum fördert. Obwohl das ukrainische Parlament gelegentlich Gesetzesentwürfe einreicht, die den Empfehlungen der WHO entsprechen, hat es diese – vermutlich aus persönlichen Gründen – nicht eilig zu beschließen.

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