Was Sie bei Rückenschmerzen tun können

Bei Rückenschmerzen helfen Dehnübungen, Gewichtheben, Gerätetraining, intensives Ausdauertraining und sogar Laufen. Belasten Sie Ihren Rücken – auch wenn es anfangs wehtut. Das Beste gegen Rückenschmerzen ist, vom Sofa aufzustehen und sich zu bewegen. Je früher, desto besser.

Wir meinen nicht nur ein paar leichte Dehnübungen. Studien zeigen, dass Krafttraining und sogar Ausdauertraining bei der Behandlung und Vorbeugung von Rückenschmerzen wirksamer sind als fast alles andere. Beispielsweise begannen 2003 in einer Studie am Simmons College in Boston 26 Probanden mit chronischen Rückenschmerzen dreimal pro Woche Rad zu fahren. Nach 12 Wochen verbesserte sich ihre körperliche Fitness um 11 %, ihre psychische Gesundheit um 14 % und ihre Schmerzen nahmen um 8 % ab.

Und die Ergebnisse hielten an. Ein Jahr nach Beginn eines Rückenstärkungsprogramms fühlten sich die Probanden einer Studie der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich deutlich besser als die Kontrollgruppen. Auch zehn Jahre nach Studienbeginn habe sich ihr Gesundheitszustand nicht verschlechtert, berichten die Forscher.

Gedankenkontrolle

Der neue Ansatz eröffnet eine völlig neue Sichtweise auf Rückenschmerzen. Lange Zeit versuchten Forscher erfolglos, die Ursache dieser Schmerzen zu finden. Sie untersuchten die Bandscheiben, die Rückenmuskulatur und die Bänder, konnten aber kein klares Bild gewinnen. Selbst bei sehr starken Rückenschmerzen lassen Röntgenaufnahmen und andere Untersuchungen die Schmerzquelle meist nicht erkennen.

Wie ist das möglich? Experten vermuten, dass Rückenschmerzen mit einer kleinen Verletzung wie einer Sehnen- oder Muskelzerrung beginnen. Langfristige Schmerzen sind jedoch eher auf etwas zurückzuführen, das im Kopf vor sich geht.

Studien zeigen, dass emotionaler Stress das Risiko von Rückenschmerzen erhöht. Eine britische Studie des London College aus dem Jahr 2001 ergab, dass Menschen, die in ihren Zwanzigern und Zwanzigern hohem psychischen Stress ausgesetzt waren, mehr als zweieinhalb Mal häufiger an Rückenproblemen litten als Menschen ohne Stress.

Angstgefühle können auch die Schmerzwahrnehmung verstärken. Stellen Sie sich vor, Sie gehen tagsüber durch eine Kleinstadt und jemand packt Sie an der Schulter. Wahrscheinlich drehen Sie sich um, um zu sehen, wer es ist und was er will. Stellen Sie sich nun dieselbe Situation nachts in einem rauen Viertel vor. Dasselbe passiert Menschen, die sich zu viele Sorgen um ihren Rücken machen. Angst verschlimmert die Schmerzen.

Im schlimmsten Fall verwandeln ständig ängstliche Menschen Schmerzen in eine Katastrophe. Sie denken sofort das Schlimmste und kommen zu dem Schluss, sie hätten sich ernsthaft verletzt. Aus Angst, die Situation zu verschlimmern, spannen sie unbewusst die schmerzenden Muskeln an und reduzieren ihre Beweglichkeit. Im Extremfall kann die Angst vor Schmerzen und Verletzungen zu Kinesiophobie, also Bewegungsangst, führen.

Wenn Sie Schmerzen in einem Körperteil haben, versuchen Sie natürlich, ihn weniger zu benutzen. Das ist gut bei einem verstauchten Knöchel oder einem gebrochenen Bein. Aber nicht bei Rückenschmerzen. Das Anspannen einiger Muskeln und das Ignorieren anderer beeinträchtigt die richtige Haltung und Bewegung und erhöht das Risiko weiterer Muskelkrämpfe und Schmerzempfindlichkeit. Mit der Zeit können Schmerzsignale zu einer ständigen Belastung werden.

Menschen, die Angst vor Verletzungen durch jede Bewegung haben, verlieren die Fähigkeit, ihre Wirbelsäule zu kontrollieren und sich normal zu bewegen. In einer von den National Institutes of Health finanzierten Studie untersuchten Forscher, ob ein Test, bei dem Sensoren an wichtigen Körperteilen angebracht werden, um den Bewegungsumfang zu messen, frühe Anzeichen von Kinesiophobie erkennen kann. Dies könnte Ärzten helfen, Personen mit einem hohen Risiko für chronische Rückenprobleme zu identifizieren.

Manche Ärzte betrachten Rückenschmerzen mittlerweile eher als psychisches denn als physiologisches Problem. Menschen mit Rückenschmerzen sollten die Ursachen von Angst und Ärger in ihrem Leben identifizieren und Stressabbautechniken wie Meditation anwenden.

Andere Ärzte prüfen die Möglichkeit, Antidepressiva zur Linderung von Rückenschmerzen einzusetzen. Wissenschaftler der University of Washington haben herausgefunden, dass zwei Arten von Antidepressiva, trizyklische und tetrazyklische Antidepressiva, bei manchen Patienten zur Schmerzlinderung beitragen.

Es gibt jedoch eine andere Möglichkeit, psychische und körperliche Probleme gleichzeitig zu behandeln, die weder Medikamente noch Psychotherapie erfordert – regelmäßige körperliche Aktivität. Gehen, Treppensteigen, Radfahren, Schwimmen – fast jede Art von körperlicher Aktivität – zwingt die Muskeln und Bänder des Rückens, auf natürliche Weise zusammenzuarbeiten. Schwache Muskeln werden gestärkt. Wichtig ist auch, dass Sie durch die Rückkehr zur normalen Aktivität ein starkes Signal an Ihr Gehirn senden, dass Ihre Verletzung nicht so schwerwiegend ist.

Körperbewusstsein

Achten Sie auf die Signale Ihres Rückens. Fühlen Sie sich bei körperlicher Aktivität wohl, kann dies die Genesung beschleunigen. In einer kanadischen Studie aus dem Jahr 2004 fragten Forscher eine Gruppe von Patienten mit Rückenschmerzen, welche Übung ihre Schmerzen am effektivsten lindere. Einige bevorzugten Muskelbeugeübungen – also Kraftübungen –, während andere das Dehnen ihrer schmerzenden Muskeln bevorzugten. Die Teilnehmer wurden dann gebeten, entweder ihre Lieblingsübung oder eine andere zu machen. Diejenigen, die ihre Lieblingsübung machten, erzielten deutlich bessere Ergebnisse. Wir empfehlen Ihnen, Kraft- und Flexibilitätsübungen auszuprobieren. Probieren Sie beides aus – sie helfen Ihnen nicht nur, Rückenschmerzen zu überwinden, sondern ihnen auch in Zukunft vorzubeugen.