Immunmodulatoren in Kosmetika

Unter Immunmodulatoren versteht man üblicherweise Substanzen, die in therapeutischen Dosen die Funktionen verschiedener Teile des Immunsystems verbessern oder wiederherstellen. Substanzen, die bestimmte Stadien der Immunantwort unterdrücken, werden als Immunsuppressoren bezeichnet, und solche mit gezielter „Punktwirkung“ beeinflussen die Sekretion bestimmter humoraler Faktoren oder die Funktionen bestimmter Zellen – Immunkorrektoren. Es muss anerkannt werden, dass bisher kein immunotropes Medikament eine so selektive Wirkung hat, dass es als Immunkorrektor bezeichnet werden kann.

Derzeit werden Immunmodulatoren in Kombination mit einer antibakteriellen Therapie zur Behandlung chronischer, träger Entzündungs- und Infektionskrankheiten eingesetzt. Die Anwendung von Immunmodulatoren als Monotherapie zur Beschleunigung der Genesung nach schweren Erkrankungen sowie zur Vorbeugung in der Herbst-Winter-Periode bei häufigen Atemwegsinfektionen ist zulässig. Immunsuppressiva wie Zytostatika oder Glukokortikoide werden zur Behandlung von Allergien und Autoimmunerkrankungen sowie bei Gewebe- und Organtransplantationen eingesetzt.

Das Thema des Einsatzes von Immunmodulatoren zur Behandlung von Infektionskrankheiten ist sehr interessant, aber kommen wir zurück zur Haut. Wie wirksam können Immunmodulatoren in der Kosmetik sein? Können Kosmetika eingesetzt werden, um die funktionelle Aktivität des Immunsystems der Haut zu steigern? Streng genommen ist das unmöglich. Kosmetika sollen per Definition die Haut verschönern, reinigen und schützen, dürfen aber nicht in ihre Physiologie eingreifen. In letzter Zeit ist jedoch eine große Klasse von Kosmetika aufgetaucht, die sogenannten Cosmeceuticals, die speziell auf die Hautzellen wirken und dementsprechend auch deren Physiologie beeinflussen können. Bevor man also „Ja“ oder „Nein“ zu Immunmodulatoren in der Kosmetik sagt, ist es notwendig zu verstehen, was wir tatsächlich von ihnen erwarten können, wie ihr Wirkungsmechanismus ist und ob ihre Anwendung Risiken birgt.

Immunität und Barriere

Die Haut ist eine so perfekte Barriere, dass Krankheitserreger auf ihrer Oberfläche dem Körper keinen Schaden zufügen. Probleme treten erst auf, wenn das Hautbarrieresystem beschädigt ist, der Erreger in die Hornschicht eindringt und die Zellen des Immunsystems an seiner Zerstörung beteiligt sind. Die Zerstörung des Erregers durch die Zellen des Immunsystems ist etwas schlechter reguliert als die Arbeit des Barrieresystems und führt häufig zur Entwicklung pathologischer Prozesse und Gewebeschäden.

Die Haut lässt sich mit einem Staat vergleichen, der Barrieren gegen unerwünschte Einwanderer errichtet und seine besten Kräfte zur Stärkung der Grenzen eingesetzt hat, aber kein ausreichend wirksames System zur Bekämpfung derjenigen bereitstellen konnte, denen es gelang, ins Land zu gelangen. Sobald Strafverfolgungsbehörden Informationen über illegale Einwanderer erhalten, entsenden sie daher als Erstes ein Team, um eine Lücke in der Verteidigung zu finden und zu schließen. Die Funktion der Patrouille, die bei auftretenden Verstößen Alarm schlägt, wird in der Haut von Langerhans-Zellen übernommen, die das häufigste Ziel von Kosmetika mit immunmodulatorischer Wirkung sind.

Die überwiegende Mehrheit der in Kosmetika verwendeten Immunmodulatoren sind Makrophagenaktivatoren (Langerhans-Zellen sind enge Verwandte der Gewebemakrophagen, da sie ebenfalls aus Monozyten stammen). Obwohl es unter den Immunmodulatoren eine Reihe von Substanzen gibt, die auf Lymphozyten wirken, werden sie in der Kosmetik nicht verwendet. Erstens, weil es sich bei fast allen von ihnen um medizinische Präparate handelt, und zweitens, weil es in der Epidermis nur wenige Lymphozyten gibt (dies sind hauptsächlich Gedächtnis-T-Zellen, die Informationen über Antigene speichern, die bereits in die Haut eingedrungen sind). Da jedoch alle Zellen des Immunsystems eng miteinander verbunden sind, kann die Aktivierung von Makrophagen zwangsläufig auch andere Zellen beeinflussen – Lymphozyten, Neutrophile, Basophile. Das Immunsystem ist wie ein Netz, das sich überall in Bewegung setzt, unabhängig davon, wo genau sich die Fliege verfangen hat.

Arten von Immunmodulatoren

• Molke, Melatonin und andere Immunmodulatoren

Neben Polysacchariden – Makrophagenaktivatoren – werden in der Kosmetik auch andere Immunmodulatoren eingesetzt. Die meisten davon sind Substanzen, deren immunmodulatorische Wirkung in vitro oder in Tierversuchen entdeckt, aber noch nicht in klinischen Studien getestet wurde. Sie werden in der Kosmetik eingesetzt, weil entweder ihre Unbedenklichkeit außer Zweifel steht oder sie bereits eine lange Tradition als kosmetische Inhaltsstoffe haben und neben immunmodulatorischen auch andere nützliche Eigenschaften besitzen. Zu diesen Substanzen gehören Molke, Bromelain, Carnosin, Melatonin und einige andere. Die meisten von ihnen beschleunigen die Wundheilung und wirken entzündungshemmend.

• Molke

Molke wird seit jeher in Kosmetika verwendet, daher kann ihre Sicherheit als erwiesen gelten. Die biologische Aktivität besitzt hauptsächlich die niedermolekulare Fraktion der Molkenproteine, die Aminosäuren, Wachstumsfaktoren und Immunglobuline enthält. Es wurde gezeigt, dass die niedermolekulare Fraktion der Molkenproteine in vitro die Teilung von menschlichen und tierischen Lymphozytenkulturen stimuliert, was auf eine immunmodulatorische Wirkung hindeutet. Molke enthält die Aminosäure Glutamylcystein, die für die Synthese von Glutathion, einem der wichtigsten enzymatischen Antioxidantien, notwendig ist. Experimente zeigen, dass Glutamylcystein die Funktion von Immunsystemzellen verbessert und so die Wirksamkeit der Infektionsbekämpfung erhöht. Es wird angenommen, dass dies darauf zurückzuführen ist, dass Glutathion die Immunsystemzellen vor oxidativem Stress schützt.

• Melatonin

Melatonin ist ein Hormon, das von der Hypophyse produziert wird. Die Geschwindigkeit der Melatoninsynthese hängt von der Lichtmenge ab, die tagsüber auf die Netzhaut trifft.

Es wird angenommen, dass es eine wichtige Rolle bei der Regulierung von Schlaf und Wachheit spielt und die Stimmung beeinflusst (es wird angenommen, dass eine unzureichende Melatoninproduktion in der Herbst-Winter-Periode zur Entwicklung einer saisonalen Depression führt). Darüber hinaus weist dieses kleine lipophile (fettlösliche) Molekül ausgeprägte antioxidative Eigenschaften auf. Aufgrund seiner Lipophilie und geringen Größe dringt Melatonin leicht in Zellmembranen und in die Lipidstrukturen des Stratum corneum ein und schützt diese vor Peroxidation. In letzter Zeit hat Melatonin als endokriner Immunmodulator großes Interesse bei Forschern geweckt und spielt die Rolle des Hauptverbindungsglieds zwischen Nerven- und Immunsystem.

• Carnosin

Carnosin ist ein Dipeptid, das die Aminosäure Histidin enthält. Es kommt in vielen Geweben vor, vor allem im Muskelgewebe. Carnosin hat starke antioxidative Eigenschaften, was die Aufmerksamkeit von Herstellern von Kosmetika und Lebensmittelzusatzstoffen auf sich gezogen hat. Darüber hinaus ist Carnosin ein Neurotransmitter (ein Überträger von Nervenimpulsen im Nervensystem), beeinflusst die Aktivität einer Reihe von Enzymen und bindet Schwermetallionen, wodurch deren toxische Wirkung reduziert wird. In jüngster Zeit wurden die immunmodulatorischen und wundheilenden Eigenschaften von Carnosin intensiv untersucht.

• Bromelain

Bromelain ist eine enzymatische Fraktion des Ananasextrakts, die eine Reihe von Proteinasen enthält – Enzyme, die Proteine auflösen. Daher wird es in der Kosmetik als sanftes Peeling (Enzympeeling) verwendet. Nahrungsergänzungsmittel auf Bromelain-Basis erfreuen sich nicht weniger großer Beliebtheit. Sie wirken entzündungshemmend, fibrinolytisch und blutdrucksenkend. Bei der Anwendung von Bromelain wurden keine Nebenwirkungen festgestellt. Bromelain wird in der Alternativmedizin zur Behandlung von Halsschmerzen, Bronchitis, Sinusitis, Thrombophlebitis und zur Verbesserung der Aufnahme von Medikamenten wie Antibiotika eingesetzt. Kürzlich wurde festgestellt, dass Bromelain die zytotoxische Wirkung von Monozyten gegen Tumorzellen sowie die Produktion der Interleukine IL-2p, IL-6, IL-8 und TNF verstärkt. Bei lokaler Anwendung beschleunigt Bromelain die Wundreinigung und -heilung.

• Zell- und Gewebepräparate

Zahlreiche Kosmetikunternehmen verwenden Gewebeextrakte und Zellpräparate (Thymus- und Embryonalgewebeextrakte) als Immunmodulatoren. Sie dienen als Quelle für Zytokine – regulatorische Moleküle, die die Funktionen des Immunsystems beeinflussen (die Methode basiert auf der Hypothese, dass die Haut sich aus den ihr angebotenen biologisch aktiven Substanzen das holt, was sie benötigt).

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