Anhaltende Gewichtsabnahme mit personalisierter Dosierung von Semaglutid

Eine neue Studie, die auf dem Europäischen Kongress für Adipositas (ECO) in Venedig (12.–15. Mai) vorgestellt wurde, untersuchte die Vorteile einer personalisierten Semaglutid-Dosierung für Patienten, die ein Abnehmprogramm absolvieren und das Medikament nach Erreichen des Zielgewichts schrittweise reduzieren. Die Studie wurde von Forschern bei Embla durchgeführt, einer digitalen Abnehmklinik mit Sitz in Kopenhagen (Dänemark) und London (Großbritannien), unter der Leitung von Dr. Henrik Gudbergsen, dem leitenden Prüfarzt und Chief Medical Officer von Embla.

Die Studie ergab, dass niedrigere Dosen genauso wirksam waren wie höhere Dosen und dass eine langsame Verringerung der Dosis mit Schwerpunkt auf Änderungen des Lebensstils eine erneute Gewichtszunahme verhinderte.

Glucagon-ähnliche Peptid-1 (GLP-1)-Rezeptoragonisten wie Semaglutid unterstützen Menschen sehr effektiv beim Abnehmen. Indem sie die Wirkung des Hormons GLP-1 nachahmen, reduzieren sie Appetit und Hunger, verlangsamen die Nahrungsaufnahme aus dem Magen und steigern das Sättigungsgefühl nach dem Essen.

Sie können jedoch Nebenwirkungen wie Durchfall, Übelkeit, Erbrechen, Schwindel und Kopfschmerzen verursachen und viele Patienten nehmen nach dem Absetzen des Medikaments schnell wieder den größten Teil des verlorenen Gewichts zu.

Neuere Forschungsergebnisse deuten jedoch darauf hin, dass Patienten, die neben Medikamenten auch Ernährungs- und Bewegungsberatung sowie Unterstützung bei emotionalem Essen erhalten, weniger wahrscheinlich wieder an Gewicht zunehmen. Einige Studien legen zudem nahe, dass ein schrittweises Absetzen der Medikamente helfen kann, einer erneuten Gewichtszunahme vorzubeugen.

Forscher bei Embla wollten wissen, ob es möglich wäre, die Dosierung von Semaglutid so anzupassen, dass die Nebenwirkungen minimiert werden und trotzdem eine Gewichtsabnahme erreicht wird.

Sie wollten außerdem wissen, ob die Patienten nach dem vollständigen Absetzen von Semaglutid an Gewicht zunahmen, wenn sie die Dosis schrittweise auf Null reduzierten.

Personalisierung der Semaglutid-Dosierungen

An der Realwelt-Kohortenstudie nahmen 2.246 Personen in Dänemark teil (79 % Frauen, Durchschnittsalter 49 Jahre, Durchschnitts-BMI 33,2, Durchschnittskörpergewicht 97 kg/15 st 4 lb), die an einem Gewichtsmanagementprogramm über die Embla-App teilnahmen, die in Dänemark und Großbritannien verfügbar ist.

Das Programm umfasste Ratschläge eines Ernährungsberaters zu gesunder Ernährung, Steigerung der körperlichen Aktivität und Überwindung psychologischer Barrieren beim Abnehmen, Zugang zu Ärzten, Krankenschwestern und Psychologen über eine App sowie eine Behandlung mit dem Abnehmmedikament Semaglutid (Ozempic oder Wegovy).

Um die Nebenwirkungen zu minimieren, wurde für jeden Patienten ein Standarddosierungsplan angepasst, bei dem eine niedrige Anfangsdosis Semaglutid (0,25 mg einmal wöchentlich für Ozempic und Wegovy) 16 Wochen lang alle vier Wochen auf eine Höchstdosis von 2 mg für Ozempic und 2,4 mg für Wegovy erhöht wird (die der Patient bis zum Ende der Behandlung einnimmt).

Die Patienten erhielten die niedrigste wirksame Dosis. Eine Dosiserhöhung kam nur in Betracht, wenn der Behandlungsfortschritt stagnierte. Bei einem wöchentlichen Gewichtsverlust von >0,5 % des Körpergewichts und überschaubaren Nebenwirkungen und Hungergefühlen behielten sie die bisherige Dosis bei. Die mediane Maximaldosis von Semaglutid betrug 0,77 mg.

Nach 26, 64 und 76 Wochen waren noch 1392, 359 bzw. 185 Patienten im Programm.

Der mittlere Gewichtsverlust betrug 14,8 % (14,8 kg/2 st 4 lb) in Woche 64 und 14,9 % (14,9 kg/2 st 4 lb) in Woche 76.

Während des Programms verwendeten die Patienten etwa ein Drittel der im Standardbehandlungsplan verwendeten Semaglutidmenge (36,1 % der vorgeschlagenen kumulativen Dosis in Woche 64 und 34,3 % in Woche 76).

Alle 68 Patienten, die in Woche 64 ihre Gewichtsdaten angaben, verloren >5 % ihres Körpergewichts, und 58 von 68 (85,3 %) verloren >10 % ihres Ausgangskörpergewichts.

Weitere Analysen zeigten, dass der Gewichtsverlust bei den Patienten unabhängig von ihrem anfänglichen BMI oder der Gesamtmenge des eingenommenen Semaglutids ähnlich war.

Zu den Nebenwirkungen zählten Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen, diese waren jedoch mild und vorübergehend.

Unsere Ergebnisse zeigen, dass eine Gewichtsabnahme unabhängig vom anfänglichen BMI und der verwendeten Semaglutidmenge möglich ist.

Die Verwendung niedrigerer Semaglutid-Dosen ist für die Patienten kostengünstiger, verursacht weniger Nebenwirkungen und trägt dazu bei, dass die noch immer begrenzten Vorräte des Medikaments effektiver genutzt werden können." - Dr. Henrik Gudbergsen, leitender Prüfarzt und Chief Medical Officer von Embla

Allmähliche Reduzierung der Semaglutid-Dosis

353 von 2.246 Patienten (83 % Frauen, medianes Alter 49 Jahre, medianer BMI 31,5, durchschnittliches Körpergewicht 92 kg) begannen nach Erreichen des Zielgewichts mit einer Semaglutid-Ausschleichkur. Dabei wurde die Dosis über einen Zeitraum von durchschnittlich neun Wochen schrittweise auf Null reduziert, während die Patienten weiterhin Ernährungs- und Bewegungsberatung erhielten (üblicherweise wird Semaglutid nach der Ausschleichkur, die typischerweise zwischen zwei und acht Wochen dauert, abrupt abgesetzt).

Der durchschnittliche Gewichtsverlust über neun Wochen schrittweiser Reduktion betrug 2,1 %.

Bei 240 der 353 Patienten wurde die Semaglutid-Dosis auf Null reduziert. Für 85 Teilnehmer lagen Daten für 26 Wochen nach dem Ausschleichen vor. Anstatt nach dem Absetzen des Medikaments an Gewicht zuzunehmen, blieb ihr Gewicht stabil (der durchschnittliche Gewichtsverlust betrug nach dem vollständigen Absetzen des Medikaments 1,5 %).

46 von 240 Patienten nahmen die Behandlung mit Semaglutid nach dem Absetzen wieder auf. Die mediane Gewichtszunahme zwischen dem Absetzen und der Wiederaufnahme der Behandlung betrug 1,3 %.

Die Forscher stellten fest, dass Patienten, die ihre Semaglutid-Dosis schrittweise reduzierten, in den ersten 26 Wochen ihr Gewicht stabil hielten.

„Die Kombination aus Unterstützung des Lebensstils und schrittweiser Dosisreduktion ermöglicht es den Patienten, eine Gewichtszunahme nach dem Absetzen von Semaglutid zu vermeiden“, sagt Dr. Gudbergsen.

Der Appetit des Patienten kehrt zurück, wenn er die Einnahme des Medikaments beendet. Bei einem abrupten Absetzen fällt es ihm möglicherweise schwer, seinem Verlangen zu widerstehen. Wenn er das Medikament jedoch schrittweise absetzt und sein Wissen und Verständnis für gesunde Gewohnheiten und Verhaltensweisen erweitert, werden sein Hunger und sein Sättigungsgefühl besser beherrschbar, was es ihm erleichtert, ein gesundes Gewicht zu halten.

„Gleichzeitig führt die niedrigere Maximaldosis dazu, dass die Patienten sich während des gesamten Programms stärker an Änderungen ihres Lebensstils beteiligen müssen, um ihr Gewicht zu reduzieren und zu halten.“