Frauen verlieren nach einem Herzinfarkt mehr Lebensjahre als Männer

Eine neue Studie zeigt, dass Frauen nach einem Herzinfarkt mehr Lebensjahre verlieren als Männer. Eine 50-jährige Frau verliert bei einem schweren Herzinfarkt durchschnittlich elf Lebensjahre, während ein 80-jähriger Mann bei einem leichten Herzinfarkt durchschnittlich fünf Lebensmonate einbüßt. Die Studie wurde von Forschern des Karolinska Institutet und des Danderyd Hospital durchgeführt. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Circulation veröffentlicht.

Herzinfarkte zählen weltweit zu den häufigsten Todesursachen und haben einen erheblichen Einfluss auf die Lebenserwartung. Das Verständnis der Auswirkungen der Krankheit auf die Lebenserwartung ist wichtig, um Hochrisikogruppen zu identifizieren und die zukünftige Behandlungsplanung zu verbessern.

Die neue Studie untersuchte 335.000 Menschen mit einem erstmals registrierten Herzinfarkt im Qualitätsregister SWEDEHEART von 1991 bis 2022. Menschen mit einem Herzinfarkt wurden mit 1,6 Millionen Menschen ohne Herzinfarkt verglichen. Dabei wurden Daten des schwedischen Statistikamts und des Nationalen Gesundheits- und Sozialamts verwendet.

Mithilfe dieser Vergleiche und neuer statistischer Methoden war es möglich, den Unterschied in der Lebenserwartung zwischen Menschen, die einen Herzinfarkt erlitten hatten, und Vergleichspersonen zu berechnen und so zu messen, wie stark die Lebenserwartung durch die Krankheit verkürzt wurde.

„Wir stellten fest, dass es große Unterschiede zwischen den Gruppen gab. Frauen und junge Menschen verloren nach einem Herzinfarkt am meisten an Lebenserwartung. War die Herzfunktion nach einem Herzinfarkt beeinträchtigt, waren die Auswirkungen noch größer. Beispielsweise verliert eine 50-jährige Frau mit eingeschränkter Herzfunktion im Jahr 2022 durchschnittlich 11 Lebensjahre, verglichen mit einem 80-jährigen Mann mit normaler Herzfunktion, der durchschnittlich 5 Lebensmonate verliert“, sagt der Erstautor der Studie, Christian Reitan, Forscher am Department of Clinical Sciences, Danderyd Hospital, Karolinska Institutet.

Parameter, die das Herzinfarktrisiko beeinflussen

Die Forscher berücksichtigten außerdem Unterschiede hinsichtlich Einkommen, Bildung, anderen Erkrankungen und Medikamenten zum Zeitpunkt des Anfalls. Dies half dabei, die Auswirkung des Herzinfarkts selbst unter Berücksichtigung aller anderen Faktoren zu messen.

Die Ergebnisse zeigten, dass ein erheblicher Teil der verringerten Lebenserwartung verschwunden war. Das bedeutet, dass ein erheblicher Teil der verringerten Lebenserwartung durch andere Faktoren als den Herzinfarkt selbst erklärt werden konnte, die aber dennoch damit in Zusammenhang standen, wie etwa der sozioökonomische Status oder andere Erkrankungen wie Bluthochdruck und Diabetes. Solange die Herzfunktion des Patienten erhalten blieb, sahen wir, dass der Geschlechtsunterschied verschwunden war.

„Wir interpretieren dies als Beweis dafür, dass die Auswirkungen eines Herzinfarkts und damit auch die Behandlung von Herzinfarkten bei beiden Geschlechtern ähnlich sind und dass die deutliche Verkürzung der Lebenserwartung bei Frauen auf Unterschiede bei den Risikofaktoren, anderen Erkrankungen und dem sozioökonomischen Status zurückzuführen ist“, sagt Reitan.

Schweden verfügt laut Forschern nicht über eine maßgeschneiderte Herzinfarktversorgung für Frauen. Studien zeigen, dass Frauen, die einen Herzinfarkt erleiden, mehr Lebensjahre verlieren als gleichaltrige Männer.

Wenn eine Frau eine Herzschwäche hatte, war der Geschlechterunterschied signifikant. Wir haben keine Daten, die die Ursache dafür belegen, aber es wirft die Frage auf, ob Frauen bei Herzinsuffizienz eine ebenso gute Nachsorge und Behandlung erhalten wie Männer oder ob es sich bei Frauen einfach nur um eine ernstere Erkrankung handelt.

„Unsere Ergebnisse sind wichtig, weil sie die aktuellen Richtlinien zur Behandlung von Herzinfarkten in Frage stellen. Durch die Identifizierung von Hochrisikogruppen können wir hoffen, die Behandlung besser auf jeden Patienten abstimmen zu können. Wir glauben, dass die Zahl der verlorenen Lebensjahre ein gutes und leicht verständliches Maß für das Risiko sowohl für Ärzte als auch für Patienten ist. Dies erleichtert uns die Einschätzung und Kommunikation des Schweregrads der Erkrankung“, so Reitan abschließend.