Gene und Impulsivität erhöhen das Risiko für frühen Alkoholkonsum bei Teenagern

Das Risiko, dass Jugendliche Alkohol konsumieren, wird nicht nur durch Gruppenzwang oder Neugier bestimmt. Dies geht aus einer Studie hervor, die von Forschern der Rutgers University durchgeführt wurde.

Die in der Fachzeitschrift Translational Psychiatry veröffentlichte Studie basiert auf Daten der Adolescent Brain Cognitive Development (ABCD) Study, der größten Langzeitstudie zur Gehirnentwicklung und -gesundheit von Kindern in den USA. Im Rahmen der Studie wurden fast 12.000 Kinder ab dem Alter von neun Jahren begleitet und bis zum Alter von 18 Jahren fortgesetzt. Dabei wurden die psychische Gesundheit, die kognitive Entwicklung und der Substanzkonsum während der Adoleszenz untersucht.

Alkoholkonsum im Jugendalter ist mit einem erhöhten Risiko für langfristige psychische Probleme, Substanzmissbrauch und kognitive Beeinträchtigungen verbunden. Das Verständnis der Faktoren, die zu einem frühen Beginn des Konsums beitragen, ist der Schlüssel zur Entwicklung wirksamer Präventionsmaßnahmen – insbesondere für die am stärksten gefährdeten Personen.

„Wir haben festgestellt, dass das Risiko eines frühen Alkoholkonsums nicht nur mit wichtigen Umweltfaktoren wie dem Substanzkonsum der Eltern zusammenhängt, sondern auch mit individuellen Merkmalen wie der Genetik und impulsiven Persönlichkeitsmerkmalen“, sagt Sarah Brislin, außerordentliche Professorin für Psychiatrie an der Robert Wood Johnson Medical School der Rutgers University, Mitglied des Rutgers Center for Addiction Research und Hauptautorin der Studie. „Keine einzelne Information lieferte ein vollständiges Bild.“

Die Forscher fanden heraus, dass ein genetisches Risiko für Verhaltensenthemmung (eine Tendenz zu impulsivem Verhalten und Schwierigkeiten mit der Selbstkontrolle, oft verbunden mit Erkrankungen wie ADHS und Drogenmissbrauch), impulsive Persönlichkeitsmerkmale und pränataler Drogen- und Alkoholkonsum wichtige Prädiktoren für den ersten Alkoholkonsum (das erste Getränk) waren. Der Übergang vom ersten Getränk zum ausgewachsenen Alkoholkonsum wurde jedoch stärker von individuellen Merkmalen – insbesondere Sensationslust und genetischer Veranlagung – als von der Umgebung bestimmt.

„Das Umfeld, insbesondere das häusliche Umfeld, spielt eine Schlüsselrolle, wenn ein Kind zum ersten Mal Alkohol probiert. Nach dem ersten Schluck werden jedoch individuelle Faktoren wie genetische Veranlagung und Sensationslust zu den Hauptfaktoren für die Entwicklung“, sagt Brislin.

Die Studie verwendete polygene Risikowerte, strukturelle und funktionelle bildgebende Daten des Gehirns, psychologische Tests und Umweltinformationen, um drei Schlüsselstadien des frühen Alkoholkonsums zu beurteilen:

• Alter beim ersten Schluck;
• Alter bei erster vollständiger Nutzung;
• die Geschwindigkeit des Übergangs vom ersten Schluck bis zum vollständigen Konsum.

Die Forscher verwendeten fortschrittliche statistische Modelle, um zu bestimmen, welche Risikofaktoren am stärksten mit jedem Stadium verbunden waren.

Laut Brislin handelt es sich um eine der ersten Studien, die gleichzeitig die besonderen Beiträge genetischer, neuronaler, psychologischer und umweltbedingter Risikofaktoren zum frühen Alkoholkonsum berücksichtigt. Bemerkenswert ist, dass genetische Risikofaktoren – insbesondere solche, die mit Verhaltensenthemmung verbunden sind – auch nach Kontrolle anderer Variablen ihre Vorhersagekraft behielten. Dies unterstreicht die Bedeutung der Integration genetischer und verhaltensbezogener Screenings in die Präventionswissenschaft.

Brislin sagt, die Ergebnisse könnten dazu beitragen, frühzeitige Interventionen für gefährdete Jugendliche zu entwickeln, bevor sie mit dem Trinken beginnen. Besonders wirksam könnten Programme sein, die Impulsivität reduzieren, das schulische Engagement steigern und eine positive Erziehung fördern.