Intrahospitale Bakterien haben Angst vor Viren

Ein Paar Bakteriophagenviren hat sich im Kampf gegen einen der gefährlichsten Mikroben, der gegen Antibiotika resistent ist, als wirksam erwiesen.
Man muss keine medizinische Ausbildung haben, um zu verstehen, wie gefährlich eine Infektion sein kann, die gegen Antibiotika resistent ist. Nehmen wir an, jemand erkrankt an einer Infektionskrankheit – der Arzt verschreibt ein starkes Antibiotikum, aber es wirkt nicht. Er verschreibt ein anderes, noch stärkeres – aber auch das wirkt nicht. Resistente Mikroorganismen sind daher ein wirklich großes Problem in der Medizin. Zu solchen resistenten Mikroben zählen im Krankenhaus erworbene Infektionen.

Der weltweite Anstieg der Fälle von im Krankenhaus erworbenen Infektionen ist auf die Entwicklung von Antibiotikaresistenzen zurückzuführen. So gilt Acinetobacter baumannii als einer der gefährlichsten Mikroben. Wird dieser Mikroorganismus auf Intensivstationen oder bei eitrigen Operationen gefunden, kann er bei Patienten zahlreiche Komplikationen hervorrufen – Beispiele hierfür sind die Entwicklung von Krankenhauspneumonie und Hirnabszessen bei Patienten. Acinetobacter reagiert nicht auf die meisten Antibiotika und verträgt Trockenheit, UV-Behandlung und Desinfektionslösungen gut.

Meistens versuchen sie, solche Mikroorganismen mit den neuesten Antibiotika zu bekämpfen, die die Bakterien noch nicht kennen. Ein neues Medikament ist für die Bakterien noch unbekannt und daher nicht in der Lage, ihm entgegenzuwirken. Doch es geht auch anders.
Mikroben können von einer bestimmten Gruppe von Viren, den sogenannten Bakteriophagen, angegriffen werden. Wissenschaftler fragten sich: Ist es möglich, diese Viren gezielt gegen antibiotikaresistente Bakterien einzusetzen?

Eine ähnliche Idee wurde schon vor langer Zeit geäußert – damals, als die Bakteriophagen entdeckt wurden. Das Experiment wurde jedoch aufgrund der Entwicklung von Antibiotika verschoben. Heute erinnern sich Wissenschaftler wieder an die Möglichkeit, spezifische Viren einzusetzen.

Nicht alle Viren sind für eine solche Rolle geeignet. Erstens muss der Bakteriophage selektiv gegenüber einer bestimmten Mikrobe sein. Zweitens muss das Virus die größtmögliche Anzahl mikrobieller Zellen infizieren. Die dritte Voraussetzung ist, dass das Virus auch innerhalb der mikrobiellen Struktur kampfbereit bleibt.
Experten mehrerer russischer Institute und Forschungszentren haben ein Paar geeigneter Bakteriophagen identifiziert, die zur Bekämpfung von Krankenhausinfektionen eingesetzt werden können. Es handelte sich um Viren der Familie Podoviridae.

Die Wirkung der Viren wurde an 100 mikrobiellen Proben getestet. Es zeigte sich, dass Bakteriophagen sofort an der mikrobiellen Zelle „haften“ und diese relativ schnell zu zerstören beginnen. Zudem wirken sie streng selektiv: Sie greifen die Zellen der gesunden Darmflora nicht an.

Wissenschaftler sind überzeugt, dass der Einsatz dieser Technologie vielversprechend ist. Es ist gut möglich, dass eine solche Methode bald das Labor verlässt und sich in der klinischen Praxis etabliert.
Die Arbeit der Wissenschaftler wird in der Fachzeitschrift Viruses ausführlich beschrieben.

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