Kann Zink die Dauer einer Erkältung verkürzen?

Die Einnahme von Zink gegen eine laufende Nase kann die Erkältungssymptome zwar für einige Tage verkürzen, eine Garantie dafür gibt es jedoch nicht, wie eine neue systematische Überprüfung bestehender Forschungsergebnisse nahelegt.

Die Überprüfung umfasste mehr als 30 Studien, in denen Personen untersucht wurden, die Zink als Erkältungsvorbeugung oder zur Behandlung von Erkältungssymptomen einnahmen.

Bei der Überprüfung dieser Studien sagten die Autoren der Studie, sie hätten keine Hinweise darauf gefunden, dass Zink bei der Vorbeugung von Erkältungen hilfreich sei. Eine Überprüfung von acht Studien mit fast 1.000 Teilnehmern über die Verwendung von Zink zur Behandlung von Erkältungssymptomen ergab jedoch „Hinweise mit geringer Sicherheit“, dass das Element die Dauer einer Erkältung um einige Tage verkürzen kann.

Zink und Erkältung

Die Theorie hinter der Verwendung von Zink zur Behandlung von Erkältungen besteht darin, dass es die Replikation des Erkältungsvirus unterbrechen kann, ähnlich der Wirkung eines antiviralen Medikaments.

Obwohl Zink in verschiedenen Darreichungsformen – von Tabletten bis hin zu Sprays, Sirups und Lutschtabletten – mit dem Versprechen beworben wird, bei der Behandlung oder Vorbeugung von Erkältungen zu helfen, besteht kein Konsens über seine Wirksamkeit oder darüber, welche Darreichungsform besser ist als eine andere.

„Der Zeitpunkt der Zinkergänzung im Verhältnis zum Auftreten von Erkältungssymptomen kann ihre Wirksamkeit beeinflussen und das Studiendesign komplexer machen“, sagte Dr. Monica Amin, PharmD, Apothekerin bei Marley Drug and Medicure, die nicht an der Studie beteiligt war.

„Unterschiede in der Immunreaktion und genetische Faktoren können das Ansprechen auf die Behandlung beeinflussen und zur Variabilität der Studienergebnisse beitragen“, sagte Amin gegenüber Medical News Today. „Diese Faktoren zusammen machen es schwierig zu bestimmen, ob Zink eine wirksame Behandlung gegen Erkältungen ist.“

Dennoch meinen Experten, dass diese Untersuchung den Weg für bessere zukünftige Studien über Zink ebnen sollte, um dessen Wirksamkeit endgültig zu bestimmen.

„Die Erkenntnisse zu Zink sind alles andere als schlüssig: Wir brauchen mehr Forschung, bevor wir uns seiner Wirkung sicher sein können“, sagte Dr. Susan Wieland von der University of Maryland School of Medicine und leitende Autorin der Studie in einer Pressemitteilung. „Zukünftige Studien sollten standardisierte Methoden für die Verabreichung und Berichterstattung von Behandlungen sowie für die Definition und Berichterstattung von Ergebnissen anwenden. Weitere Forschung, die sich auf die vielversprechendsten Arten und Dosierungen von Zinkprodukten konzentriert und geeignete statistische Methoden zur Bewertung patientenrelevanter Ergebnisse verwendet, wird uns helfen zu verstehen, ob Zink in der Erkältungsbehandlung eingesetzt werden kann.“

Dann stellt sich die Frage, wie man im Kontext einer klinischen Studie überhaupt eine „Erkältung“ definiert.

„Es gibt keine einheitliche Definition darüber, wer erkältet ist. Und selbst Menschen mit klassischen Erkältungssymptomen wie Fieber, Schnupfen und Halsschmerzen könnten mit einem von vielen Viren infiziert sein: Adenovirus, Rhinovirus, Metapneumovirus, Influenza, RSV oder sogar COVID“, sagte Dr. David Cutler, ein Hausarzt am Providence Saint John's Medical Center in Kalifornien, der nicht an der Studie beteiligt war.

„Ohne zu wissen, was wir behandeln, und ohne Patienten mit unterschiedlichen Krankheiten einzubeziehen, ist es schwierig, zu dem Schluss zu kommen, dass eine bestimmte Behandlung eine bestimmte Krankheit lindert“, sagte Cutler.

Sollte man bei einer Erkältung Zink einnehmen?

Die Entscheidung, ob man ein Nahrungsergänzungsmittel mit einem Nährstoff einnimmt, der bei der Bekämpfung einer Erkältung helfen kann oder nicht, liegt also letztlich bei jedem Einzelnen. Experten sagen jedoch, dass einige Faktoren zu berücksichtigen sind, darunter auch Nebenwirkungen.

„Es ist möglich, dass Zink den Verlauf einer viralen Erkältung manchmal verbessern kann, aber der potenzielle Nutzen muss gegen die potenziellen Risiken abgewogen werden“, sagte Cutler. „Zink kann den Magen reizen und Übelkeit, Bauchschmerzen und manchmal Erbrechen verursachen. Chemische Ähnlichkeiten zwischen Zink und Kupfer können dazu führen, dass Zink die Kupferaufnahme blockiert und so zu Kupfermangel führt. Kupfermangel kann sich in Neuropathie, Anämie oder einer Beeinträchtigung der Immunfunktion äußern.“

Darüber hinaus hat die Food and Drug Administration auch vor den Risiken der Verwendung von Zink-Nasensprays gewarnt, da die Gefahr einer Beeinträchtigung oder eines Verlusts des Geruchssinns besteht.

„Wenn ein Patient bei den ersten Anzeichen einer Erkältung mit der Einnahme von Zink beginnen kann, ohne Magenverstimmung zu bekommen, ist die Einnahme wahrscheinlich unbedenklich“, sagte Amin. „Sicherheitshalber sollten Patienten vor Beginn einer neuen Nahrungsergänzung ihren Arzt konsultieren, da Nahrungsergänzungsmittel möglicherweise Nebenwirkungen haben und mit Medikamenten interagieren können.“