Männer sind gesünder als Frauen

Frauen leben länger, und das Wohnsitzland spielt keine besondere Rolle. Im weltweiten Durchschnitt leben Frauen etwa 80 Jahre, Männer 5 Jahre weniger. Wissenschaftlern zufolge sind Lebenserwartung und Lebensqualität jedoch völlig unterschiedliche Konzepte, und Frauen sind trotz ihrer längeren Lebenserwartung anfällig für verschiedene altersbedingte Erkrankungen, die ihre Lebensqualität zweifellos beeinträchtigen. Bei Frauen überwiegen Krankheiten wie Demenz, Arthritis und Knochenbrüche, sodass sie im Vergleich zu gleichaltrigen Männern tendenziell einen weniger aktiven Lebensstil führen.

Zu diesem Ergebnis kamen Forscher der University of Michigan unter der Leitung von Vicki Friedman. Die Wissenschaftler analysierten Daten aus landesweiten Umfragen unter älteren US-Bürgern (ab 65 Jahren), die ab 1982 in verschiedenen Jahren durchgeführt wurden. Ziel der Wissenschaftler war es, die Entwicklung altersbedingter Erkrankungen und Behinderungen bei älteren Amerikanern zu ermitteln. Die Experten stellten fest, dass bestimmte Krankheiten die Fähigkeit einer Person beeinträchtigen, alltägliche Aktivitäten auszuführen, wie zum Beispiel Lebensmittel einzukaufen, zu kochen oder sogar aufzustehen.

Wissenschaftler haben festgestellt, dass der Grad der Behinderung seit 1982 sowohl bei Frauen als auch bei Männern zurückgegangen ist. Seit 2004 ist jedoch bei der männlichen Bevölkerungshälfte eine Stabilisierung zu beobachten, während der Grad der Behinderung bei Frauen zunimmt. Die Forscher können die Gründe für diese Veränderungen derzeit nicht erklären, vermuten aber, dass dies damit zusammenhängt, dass Frauen länger leben als Männer und anfälliger für altersbedingte Krankheiten sind.

Wissenschaftler weisen darauf hin, dass Männer und Frauen im Alter an unterschiedlichen Krankheiten leiden. Die neuesten Fortschritte in Wissenschaft und Medizin konzentrieren sich daher verstärkt auf die Behandlung von Krankheiten, an denen Männer häufiger sterben. In den USA beispielsweise sind Herz-Kreislauf- Erkrankungen eine der Haupttodesursachen bei Männern. In den letzten zehn Jahren ist die Sterblichkeitsrate aufgrund koronarer Herzkrankheiten jedoch um fast 40 % gesunken. Wissenschaftler führen dies vor allem auf eine verbesserte Kontrolle von Cholesterin und Blutdruck, einen Rückgang der Raucherzahlen und eine verbesserte medizinische Versorgung zurück (in den USA werden beispielsweise EKG-Ergebnisse direkt vom Rettungswagen an die Krankenhausabteilung übermittelt).

Frauen leiden aufgrund physiologischer, erblicher und hormoneller Faktoren häufiger an Arthritis als Männer. Frauen bekommen auch häufiger Osteoarthritis und ihnen wird häufiger eine Gelenkersatzoperation angeboten.

Auf Grundlage der Forschungsergebnisse weisen die Wissenschaftler darauf hin, dass die Lebensqualität eine weitaus größere Rolle spielt als die Zahl der gelebten Jahre. Ärzte und Wissenschaftler sollten sich daher nicht so sehr auf die Lebenserwartung konzentrieren, sondern vielmehr auf die Verbesserung der Lebensqualität älterer Patienten und die Bereitstellung einer qualitativ hochwertigen medizinischen Versorgung, die die körperliche Verfassung von Menschen über 65 Jahren verbessert.

Wenn den Problemen älterer Patienten, die zu körperlicher Behinderung führen, heute mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird, ist es Experten zufolge möglich, nicht nur die Lebensqualität dieser Bevölkerungsgruppe zu verbessern, sondern auch die aktive Lebensposition älterer Menschen zu verlängern.

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