Nanopestizide: neue Lösung oder neue Gefahr?

Um alle mit dem Einsatz von Nanopestiziden verbundenen Risiken zu bewerten und zu verstehen, ob sie für die menschliche Gesundheit und die Umwelt sicher und vorteilhaft sind, bedarf es einer umfassenden Studie. Melanie Kah und Thilo Hofmann vom Institut für Geoökologie der Universität Wien haben eine solche Studie zu diesem Thema durchgeführt. Ihre Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Critical Reviews in Environmental Science and Technology“ veröffentlicht. Die Arbeit präsentiert eine moderne wissenschaftliche Sicht auf die Einsatzmöglichkeiten von Nanopestiziden und skizziert Schwerpunktbereiche für weitere Forschung.

Die Nanotechnologie hat sich in den letzten Jahrzehnten rasant entwickelt und ermöglicht die Entwicklung neuer Materialien mit einem breiten Anwendungsspektrum. Der Einsatz einiger dieser Materialien kann zur Verringerung der Umweltverschmutzung beitragen. Beispielsweise können Kohlenstoffnanoröhren und Metallnanopartikel zur Reinigung kontaminierter Gewässer und Böden eingesetzt werden.

Es besteht jedoch noch keine hundertprozentige Sicherheit, dass die Verwendung von Nanomaterialien keine schädlichen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt hat. Die Freisetzung von Nanopartikeln in die Umwelt sollte gemäß dem Vorsorgeprinzip so lange begrenzt werden, bis ihre potenzielle Gefährlichkeit oder Toxizität vollständig bewertet ist. Wie Thilo Hofmann (jetzt Dekan der Fakultät für Geowissenschaften, Geographie und Astronomie an der Universität Wien) erklärt, ist ein umfassendes Verständnis der Auswirkungen von Nanopartikeln auf die Umwelt notwendig, insbesondere um objektiv beurteilen zu können, ob der potenzielle Nutzen die potenziellen Risiken des Einsatzes einer neuen Technologie überwiegt.

Unter den vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von Nanopartikeln sticht das enorme Potenzial der Nanotechnologie für die Entwicklung revolutionärer neuer landwirtschaftlicher Methoden hervor. Die Forschung war in den letzten Jahren sehr aktiv, und mithilfe der Nanotechnologie wurden neue Pestizide entwickelt. Nanopestizide umfassen eine breite Palette unterschiedlicher Produkte, von denen einige bereits auf dem Markt sind, wie beispielsweise das antimikrobielle Pestizid HeiQ AGS-20 auf Basis von Silbernanopartikeln. Obwohl die Forschung an diesen Nanopestiziden in vollem Gange ist, ist dieses neue Produkt in der Öffentlichkeit und bei Behörden noch wenig bekannt. Es ist noch nicht auf dem Markt und wird es auch vorerst nicht sein (was heute als Nanopestizide beworben wird, ist streng genommen meist kein solches). Da das neue Produkt nicht nur verbesserte, sondern auch neue Eigenschaften aufweist, wird sich die Situation bald ändern und die Menschheit und ihre Umwelt neue Vorteile von Nanopestiziden, aber auch neue Risiken im Zusammenhang mit ihrer Anwendung erfahren, betont Thilo Hofmann erneut.

Nanopestizide umfassen eine Vielzahl von Produkten, von denen einige bereits auf dem Markt sind. Der Einsatz von Nanopestiziden ist die gezielte Einführung großer Mengen von Nanopartikeln, die vom Menschen entwickelt wurden. Diese Innovation wird, wie viele andere auch, verschiedene Veränderungen in der Umwelt mit sich bringen, die sowohl negativ als auch positiv sein können, einschließlich der Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit. Der Einsatz solcher Pestizide und Düngemittel trägt sowohl zur Verringerung der Wasser- und Bodenverschmutzung als auch zur zusätzlichen Verschmutzung durch die Entstehung neuer Eigenschaften (z. B. schnelle Verbreitung und Anwendung, höhere Wirksamkeit und Toxizität) bei.

Der aktuelle Wissensstand über Nanopartikel erlaubt keine sichere Aussage über deren Wirksamkeit und Sicherheit. Nur groß angelegte Studien werden es ermöglichen, alle Risiken abzuschätzen. Dazu wären auch Änderungen der bestehenden Gesetzgebung zur Pestizidverwendung erforderlich.

Nanopestizide können neuartige Verschmutzungen verursachen, die sich über weite Gebiete ausbreiten und nur schwer zu beseitigen sind. Es gibt viele Beispiele dafür, dass eine neue Technologie eine neuartige Verschmutzung hervorrief, die zur Zerstörung von Ökosystemen und verschiedenen Krankheiten bei Menschen führte. Das bekannteste Beispiel sind Kraftstoffe auf Kohle- und Erdölbasis, die heute eine weltweite Epidemie von Lungen- und Krebserkrankungen verursachen.

Viele Wissenschaftler befürchten, dass sich dies mit Nanopartikeln in der Landwirtschaft wiederholen könnte. Zwar ließen sich schädliche Autoabgase durch die Umstellung auf andere Energiequellen reduzieren, doch dürfte es sehr schwierig sein, Nanopartikel aus Boden und Wasser zu extrahieren.

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