Neuer Bluttest zur Schlaganfallerkennung kombiniert Biomarker mit klinischer Beurteilung

Schlaganfälle sind weltweit die häufigste Ursache für Behinderungen und die zweithäufigste Todesursache. Durch rechtzeitiges Eingreifen können jedoch schwerwiegende Folgen verhindert werden. Eine neue Studie von Forschern des Brigham and Women's Hospital und Kollegen beschreibt die Entwicklung eines neuen Tests, der Blutbiomarker mit klinischer Beurteilung kombiniert, um Patienten mit einem Schlaganfall durch Verschluss eines großen Gefäßes (LVO) genau zu identifizieren.

Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Stroke: Vascular and Interventional Neurology veröffentlicht.

„Wir haben ein revolutionäres, leicht zugängliches Tool entwickelt, das dazu beitragen kann, dass mehr Schlaganfallpatienten zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind, um lebensrettende medizinische Hilfe zu erhalten“, sagte der Hauptautor Joshua Burnstock, MD, Ph.D., MPH, ein klinischer Mitarbeiter in der Abteilung für Neurochirurgie am Brigham and Women’s Hospital.

Die meisten Schlaganfälle sind ischämische Schlaganfälle, bei denen die Blutzufuhr zum Gehirn blockiert ist. LVO-Schlaganfälle sind eine aggressive Form des ischämischen Schlaganfalls, die durch eine Blockade einer wichtigen Hirnarterie entsteht. Wenn die Blutzufuhr zum Gehirn unterbrochen wird, führt der Mangel an Sauerstoff und Nährstoffen innerhalb weniger Minuten zum Absterben der Gehirnzellen. LVO-Schlaganfälle sind schwerwiegende medizinische Notfälle und erfordern eine sofortige Behandlung mittels mechanischer Thrombektomie, einem chirurgischen Eingriff zur Beseitigung der Blockade.

„Die mechanische Thrombektomie hat es Menschen ermöglicht, die sonst sterben oder eine schwere Behinderung erleiden würden, sich vollständig zu erholen, als hätte es den Schlaganfall nie gegeben“, sagte Burnstock. „Je früher dieser Eingriff erfolgt, desto besser ist die Prognose für den Patienten. Diese spannende neue Technologie hat das Potenzial, mehr Menschen weltweit diese Behandlung früher zu ermöglichen.“

Zuvor hatte sich das Forschungsteam auf zwei spezifische Proteine konzentriert, die im Kapillarblut vorkommen: eines mit der Bezeichnung „glial fibrillary acidic protein“ (GFAP), das auch mit Hirnblutungen und traumatischen Hirnverletzungen in Verbindung gebracht wird, und ein anderes mit der Bezeichnung „D-Dimer“.

In dieser Studie wurde gezeigt, dass die Blutwerte dieser Biomarker in Kombination mit der FAST-ED-Beurteilung zur Schlaganfall-Triage vor Ort ischämische LVO-Schlaganfälle identifizieren und gleichzeitig andere Erkrankungen wie Hirnblutungen ausschließen können. Blutungen verursachen ähnliche Symptome wie LVO-Schlaganfälle, weshalb sie vor Ort schwer zu unterscheiden sind, obwohl sich die Behandlung beider Erkrankungen deutlich unterscheidet.

In dieser prospektiven Beobachtungsstudie zur diagnostischen Genauigkeit untersuchten die Forscher Daten einer Kohorte von 323 Patienten, die zwischen Mai 2021 und August 2022 mit einem Schlaganfallcode in Florida eingeliefert wurden. Sie fanden heraus, dass die Kombination von GFAP- und D-Dimer-Biomarkerwerten mit FAST-ED-Daten weniger als sechs Stunden nach Symptombeginn es dem Test ermöglichte, LVO-Schlaganfälle mit 93 % Spezifität und 81 % Sensitivität zu erkennen. Weitere Ergebnisse waren, dass der Test alle Patienten mit intrazerebralen Blutungen ausschloss, was darauf hindeutet, dass die Technologie auch zur Erkennung intrazerebraler Blutungen im Feld eingesetzt werden könnte.

Burnstocks Team sieht auch in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen, wo moderne Bildgebung nicht immer verfügbar ist, vielversprechende Einsatzmöglichkeiten für dieses kostengünstige Diagnoseinstrument. Auch bei der Beurteilung von Patienten mit traumatischen Hirnverletzungen könnte es hilfreich sein. Als Nächstes führen sie eine weitere prospektive Studie durch, um die Wirksamkeit des Tests im Rettungswagen zu messen. Darüber hinaus haben sie eine interventionelle Studie entwickelt, die die Technologie nutzt, um die Triage von Schlaganfallpatienten zu beschleunigen. So können Standardbildgebungsverfahren umgangen und direkt mit der Intervention begonnen werden.

„Bei der Schlaganfallbehandlung ist Zeit Geld“, sagte Burnstock. „Je schneller ein Patient auf den richtigen Behandlungspfad kommt, desto besser ist sein Behandlungserfolg. Ob es darum geht, eine Blutung auszuschließen oder einen Eingriff zu bestätigen – die Möglichkeit, dies bereits im präklinischen Bereich mit der von uns entwickelten Technologie zu erreichen, wird einen echten Wandel bedeuten.“