Rauchen aktiviert das Schizophrenie-Gen

Rauchen trägt zur Expression eines der für die Gehirnarchitektur verantwortlichen Gene bei; einige Varianten dieses Gens erhöhen die Wahrscheinlichkeit, an Schizophrenie zu erkranken. Wenn sie also vorhanden sind, wird Rauchen zu einem Risikofaktor für diese Krankheit.

Seit bekannt ist, dass Schizophrenie erblich bedingt ist, haben Wissenschaftler die Versuche, die genetischen Ursachen der Krankheit zu finden, nicht aufgegeben. Man kann nicht sagen, dass diese Versuche erfolglos sind, aber die Anzahl der Mutationen, die zu Schizophrenie führen können, wächst täglich, und es ist äußerst schwierig, die Hauptmutation in einem Hauptgen zu identifizieren.

Bei der Erforschung der genetischen Ursachen der Schizophrenie wird üblicherweise die Häufigkeit gefährlicher Genvarianten bei Gesunden und Betroffenen verglichen. Wissenschaftler der Universitäten Zürich (Schweiz) und Köln (Deutschland) haben diesen Test um einen elektroenzephalographischen Test erweitert, der Aufschluss darüber gibt, wie das Gehirn Schallsignale verarbeitet. Ein gesunder Mensch kann aus vielen Geräuschen das wichtigste herausfiltern und den Rest als unnötiges Rauschen verwerfen. Bei Schizophrenie geht diese Fähigkeit verloren: Das Gehirn kann akustische Signale nicht mehr filtern und ertrinkt schließlich in der Informationsflut. Bei Gesunden ist diese Verarbeitung von Schallinformationen jedoch unterschiedlich ausgeprägt: Manche Menschen verarbeiten sie besser, manche schlechter. Durch den Vergleich dieser Gehirnaktivität mit dem Vorhandensein einer bestimmten Form eines Gens lässt sich feststellen, welche Rolle dieses Gen bei der Entstehung von Schizophrenie spielt.

In diesem Fall interessierten sich die Forscher vor allem für das TCF4-Gen, das einen der Transkriptionsfaktoren kodiert. Dieses Protein ist an der frühen Gehirnentwicklung beteiligt, und einige Varianten dieses Gens wirken sich vermutlich negativ auf die Entwicklung des Gehirns aus. Zudem ist die TCF4-Aktivität nicht zwangsläufig auf die frühen Lebensphasen eines Organismus beschränkt. An dem Experiment nahmen 1.800 Personen teil. Bemerkenswert ist, dass die Forscher die Tatsache berücksichtigten, dass unter Schizophrenen viele Raucher sind, und daher dem Zusammenhang zwischen der Krankheit und der Intensität des Rauchens besondere Aufmerksamkeit schenkten.

Wie Wissenschaftler in der Fachzeitschrift PNAS schreiben, beeinträchtigte das TCF4-Gen tatsächlich die Fähigkeit des Gehirns, Schallinformationen zu filtern: Einige Formen von TCF4 gingen mit einer Verschlechterung dieser Gehirnfunktion einher und wurden vor allem bei Patienten mit Schizophrenie gefunden. Die Forscher stellten jedoch auch fest, dass Rauchen die Situation deutlich verschlimmerte. Rauchte der Besitzer einer gefährlichen Form des TCF4-Gens zusätzlich, zeigte sein Gehirn eine deutlich schlechtere Verarbeitung des akustischen Signals.

Hier haben wir es laut Wissenschaftlern mit einer häufigen Situation zu tun, in der Umweltbedingungen die Manifestation eines Gens einschränken oder im Gegenteil begünstigen. Die erzielten Ergebnisse sollten dazu beitragen, der Krankheit vorzubeugen: Wenn ein Raucher die ersten Symptome einer Schizophrenie aufweist und gleichzeitig Pech mit dem TCF4-Gen hat, liegt es in seinem Interesse, um jeden Preis mit dem Rauchen aufzuhören.

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