In Virginia wurde ein neues Netz von Lymphgefäßen entdeckt

Eine Gruppe von Wissenschaftlern der University of Virginia machte eine Entdeckung, die die medizinische Fachwelt schockierte. In einer der wissenschaftlichen Publikationen wurde ein Artikel veröffentlicht, in dem Spezialisten über die Existenz eines bisher unbekannten Lymphsystems sprachen, das sich in der Hirnhaut befindet. Bisher wurde das Lymphsystem nur bei Nagetieren gefunden, Wissenschaftler vermuten jedoch, dass eine ähnliche Struktur auch beim Menschen existieren könnte.

Der Leiter des Forschungsprojekts, Jonathan Kipnis, bemerkte, dass die Entdeckung für ihn eine Überraschung war, da er glaubte, die Struktur des menschlichen Körpers sei bereits vor einigen Jahrhunderten gründlich erforscht worden. Nach dem bisherigen Wissen über die Struktur des Körpers konnte das entdeckte Netzwerk von Lymphgefäßen nicht in der Hirnhaut lokalisiert werden, doch wie sich herausstellte, sind sie dort und durchdringen zudem die Membranen des Rückenmarks und des Gehirns.

Laut Kipnis ignorierten Spezialisten die Membran bisher, weil sie glaubten, sie sei nur für die Wärmeisolierung des Gehirns erforderlich. In allen medizinischen Anweisungen wurde Studenten, die mit dem Studium des Zentralnervensystems begannen, zunächst geraten, die Hirnhäute zu entfernen.

Die Entdeckung des Lymphsystems wurde möglich, nachdem Wissenschaftler beschlossen hatten, die Gehirnmembran des Nagetiers unter dem Mikroskop zu untersuchen. Nachdem die Spezialisten einen Weg gefunden hatten, die Membran unter dem Mikroskop zu fixieren, bemerkten sie, dass Immunzellen auf der Membran eine Art Muster bildeten, das einem Gefäßnetzwerk ähnelte.

Nach der Durchführung mehrerer Tests kamen Experten zu dem Schluss, dass diese Gefäße Flüssigkeit aus dem Rückenmark mit dem Lymphsystem verbinden.

Die Flüssigkeit wird in den Hirnventrikeln gebildet und füllt den Subarachnoidalraum. Die von Kipnis‘ Gruppe entdeckten Lymphgefäße erstrecken sich von den Lymphknoten im Hals bis in die Hirnhäute.

Experten glauben, dass die Entdeckung dazu beitragen wird, den Zusammenhang zwischen der Entstehung von Erkrankungen des Nervensystems und dem Zustand anderer Organe zu verstehen (zum jetzigen Zeitpunkt können Experten solche Phänomene noch nicht erklären). So zeigte sich beispielsweise, dass bei Diabetes mellitus in 65 % der Fälle Demenz auftritt und bei Alzheimer Patienten, die häufig an Erkältungen litten, ihr Gedächtnis um ein Vielfaches schneller verloren. Höchstwahrscheinlich hängen diese und andere Phänomene mit dem vorhandenen Lymphnetz in der Hirnhaut zusammen, was Experten zuvor nicht einmal vermutet hatten.

Kollegen aus der wissenschaftlichen Gemeinschaft waren sich der Bedeutung der Entdeckung der Gruppe von Kipnis bewusst und vermuteten, dass zwischen Erkrankungen des Gehirns und der Immunität ein Zusammenhang bestehen könnte.

Roxana Carare von der Universität Southampton erforscht Altersprobleme im Zusammenhang mit Gefäßveränderungen und Schlaganfall. Sie wies darauf hin, dass ihre Kollegen keinen Zusammenhang zwischen dem Lymphsystem und dem Gehirn selbst, sondern nur mit dessen Membranen festgestellt hätten. Sie hält es für verfrüht, von einem Zusammenhang zwischen Erkrankungen, die das Hirngewebe direkt betreffen, und dem Immunsystem zu sprechen.

James Nicholl, Professor für Neuropathologie, meinte, die Entdeckung könne zum Verständnis von entzündlichen und infektiösen Erkrankungen des Nervensystems beitragen. Zudem bedauerte er, dass Kollegen der University of Virginia nicht überprüft hätten, ob Menschen über ein ähnliches Lymphsystem verfügen.

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