Hauttalg

Man kann sich den Aufbau der Talgdrüse vorstellen, wenn man gedanklich mit dem Finger auf die Haut drückt und eine Vertiefung hineindrückt, die bis zur Dermis reicht. Die Wände der entstandenen Vertiefung werden dann mit Epidermis ausgekleidet. Die Wand der Talgdrüse ähnelt tatsächlich der Epidermis. Sie besitzt eine Keimschicht, in der eine kontinuierliche Zellvermehrung stattfindet, und genau wie in der Epidermis ist die oberste Schicht der Ort des Zelltods. Nur geschieht dies alles nicht auf der Hautoberfläche, sondern im Gang der Talgdrüse. Anders als die Keratinozyten, die beim Aufsteigen Keratin ansammeln, sammeln die Talgdrüsenzellen ein Fettsekret an, das aus festen, feuerfesten Fetten besteht. Wird die Zelle zerstört, spritzt ihr Inhalt in das Lumen der Talgdrüse. Somit besteht das Sekret der Talgdrüsen aus Talg und Fragmenten von Talgdrüsenzellen.

Es war einmal in ferner Vergangenheit, als wir noch mit Haaren bedeckt waren, da gruppierten sich um das Haar herum Talgdrüsen. Das mit Fett geschmierte Haar erhielt Glanz, wurde wasserabweisend und wurde weniger durch Sonne und Wind geschädigt. Darüber hinaus reinigte der Talg, der am Haar entlangfloss, es von Staub und Schmutz. Diese Funktionen übernimmt auch heute noch der Talg unserer kleineren Brüder. Jeder Tierliebhaber weiß, dass eine Katze oder ein Hund nicht gewaschen werden muss (natürlich mit Ausnahme von Sonderfällen), sondern dass es ausreicht, ihr Fell regelmäßig mit einer Bürste oder einem Schaber zu reinigen. Beim Menschen befinden sich die meisten Talgdrüsen an der Basis der verkleinerten Haarfollikel, die das Vellushaar produzieren, sodass der Talg aus ihnen hauptsächlich an die Hautoberfläche gelangt.

Normalerweise sezernierende Talgdrüsen machen die obere Hautschicht weich, bieten antimikrobiellen Schutz und helfen der Hornschicht teilweise, die Wasserverdunstung zu hemmen. Die Wirkung von Talg und Kosmetika mit ähnlichem Wirkmechanismus auf das Erscheinungsbild der Haut lässt sich leicht verstehen, wenn man sich die obere Hautschicht unter starker Vergrößerung vorstellt. Die Hornschuppen sind kurz davor, sich von der Hautoberfläche abzulösen. Spezielle Enzyme haben die Bindungen zwischen ihnen zerstört und nun liegen die Schuppen frei auf der Hautoberfläche. Auch epidermale Lipide sind hier praktisch nicht vorhanden – zu viele Faktoren (beginnend mit dem täglichen Waschen mit Seife) tragen zu ihrer Zerstörung bei. Daher sieht die Hautoberfläche trocken und stumpf aus (was nicht unbedingt auf wirklich trockene Haut hindeutet). Talg glättet die Hornschuppen und schafft eine ebenmäßige Oberfläche. Äußerlich wirkt die Haut weicher, elastischer und mit Feuchtigkeit versorgt.

Der gleiche Effekt kann durch die Verwendung spezieller Substanzen, sogenannter Emollientien (vom englischen Wort emollient – erweichend), erzielt werden. Emollientien sind wichtige Inhaltsstoffe kosmetischer Cremes, ihre Wirkung auf die Haut ist jedoch meist nur von kurzer Dauer. Derzeit stellt die Kosmetikindustrie Zusammensetzungen her, die einige Talgbestandteile mit wohltuenden Eigenschaften enthalten, insbesondere Squalen und Wachsester.

Die Talgproduktion wird durch männliche Sexualhormone – Androgene – reguliert. Je höher der Androgenspiegel in der Haut, desto schneller vermehren sich die Talgdrüsenzellen und desto mehr Talg wird an die Hautoberfläche abgegeben. Daher leidet die Haut von Teenagern, die während der Pubertät hormonelle Schwankungen erleben, oft unter übermäßiger Talgproduktion – Seborrhoe. Dasselbe Leiden betrifft Frauen, deren Körper zu viele männliche Sexualhormone produziert.

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