China will mit Experimenten mit menschlicher DNA beginnen

In China haben Wissenschaftler die Erlaubnis erhalten, Experimente mit dem menschlichen Genom durchzuführen. Im August beginnen dort Forschungsarbeiten mit der CRISPR/Cas9-Technologie („DNA-Schere“). Dank dieser Technologie können Experten defekte DNA-Abschnitte entfernen und durch neue ersetzen, was bei der Behandlung von Erbkrankheiten und Krebs helfen soll.

Die Experimente werden an der Sichuan-Universität durchgeführt und betreffen Patienten mit inoperablem Lungenkrebs. Die Technologie, die chinesische Wissenschaftler testen werden, basiert auf der Veränderung von T-Lymphozyten und bietet Experten zufolge eine Reihe von Vorteilen, insbesondere für Patienten mit hoffnungslosem Krankheitsverlauf.

Das PD-1-Protein auf der Zelloberfläche ist für das Verhalten von Immunzellen verantwortlich. Es verhindert, dass Lymphozyten gesunde Zellen angreifen, verhindert aber gleichzeitig, dass das Immunsystem Krebszellen zerstört. Neuere Tierstudien haben gezeigt, dass Lymphozyten aktiviert werden und beginnen, Krebstumore zu zerstören, wenn das PD-1-Protein blockiert wird.

In dieser Phase beabsichtigen die Wissenschaftler, T-Lymphozyten neu zu programmieren, nachdem sie diese zuvor aus dem Blut der Probanden „gezogen“ haben. Das „DNA-Scheren“-System entfernt Gene, die das PD-1-Protein kodieren. Es wird angenommen, dass die Lymphozyten beginnen, atypische Zellen zu erkennen und zu zerstören, was den Krankheitsverlauf verlangsamt. Die neu programmierten T-Lymphozyten werden im Labor vermehrt und wieder in das Blut der Patienten injiziert.

China ist unangefochtener Spitzenreiter in der Gentechnik. Im vergangenen Jahr zeigten Experimente mit defekten menschlichen Embryonen, dass die „DNA-Scheren“-Technologie nicht das erwartete Ergebnis lieferte. Daher werden die modifizierten Lymphozyten Patienten erst nach Durchführung aller notwendigen Tests und Analysen verabreicht. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Immunzellen nach der Modifikation nicht wie erwartet funktionieren, ist recht hoch. Wissenschaftlern zufolge besteht das Risiko, dass die Lymphozyten nicht nur Krebszellen, sondern auch gesunde Zellen zerstören und so zum Tod des Patienten führen.

Den Forschern zufolge sollte man keine Wunderheilung der Krebserkrankung der Probanden erwarten. Das Experiment umfasst Patienten mit metastasiertem Krebs, und es wäre wünschenswert, wenn die Technologie das Fortschreiten der Krankheit etwas verlangsamen könnte.

Alle Patienten, die an dem Experiment teilnehmen möchten, werden vor den möglichen Risiken gewarnt, sind jedoch bereit, sich selbst zu opfern, um Millionen anderer Krebspatienten zu retten.

In vielen Ländern sind Experimente mit dem menschlichen Genom aus moralischen und ethischen Gründen verboten. In China sieht man es da jedoch milder, sodass Wissenschaftler hoffen, auf diesem Gebiet eine führende Rolle zu übernehmen.

Das Forschungsniveau in chinesischen Laboren ist wirklich beeindruckend. Dort arbeiten die besten Spezialisten aus aller Welt, die Zugang zu den neuesten technischen Lösungen haben. Darüber hinaus wird die Wissenschaft in China grundsätzlich sowohl von der Gesellschaft als auch vom Staat unterstützt (anders als in anderen Ländern ist es kein Problem, Genehmigungen für Experimente zu erhalten), und keine Mythen oder Ängste, wie sie im Zusammenhang mit GVO entstanden sind, können den wissenschaftlichen und technischen Fortschritt in diesem Land aufhalten.

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