IVF-Erfolg kann vorhergesagt werden

Es stellt sich heraus, dass die Wahrscheinlichkeit eines positiven IVF-Ergebnisses direkt vom Gehalt des Stresshormons im weiblichen Körper abhängt. Der Spiegel dieses Hormons kann durch Haaranalysen von Frauen bestimmt werden. Dies berichteten Spezialisten der britischen Universität Nottingham. Die Ergebnisse der Studie wurden in der Fachzeitschrift Psychoneuroendocrinology veröffentlicht. Wissenschaftler stellen fest, dass erhöhte Cortisolspiegel die Chancen auf eine erfolgreiche Befruchtung um etwa ein Viertel verringern. IVF ist eine der effektivsten Methoden zur Zeugung eines Kindes für Paare mit Unfruchtbarkeit. Diese Methode gilt derzeit als die beliebteste und am weitesten verbreitete.

Das Verfahren ist recht teuer. Es ist jedoch unmöglich, seine Wirksamkeit im Voraus vorherzusagen, da zu viele Faktoren den Erfolg einer IVF beeinflussen. Dazu gehören das Alter der Frau, ihr Gewicht und das Vorhandensein anderer Erkrankungen im Körper. Sowohl in der Vergangenheit als auch heute bringen Wissenschaftler jedoch eine Verringerung des Erfolgs des Verfahrens mit dem Einfluss jeglicher Art von Stress in Verbindung. Der „Stressmarker“ Cortisol ist ein zuverlässiger Indikator für das Vorhandensein von Stress. Seit vielen Jahren versuchen Spezialisten, die Bedeutung dieses Hormons für alle Stadien der Befruchtung zu verstehen. Insbesondere haben sie nun versucht, die Menge an Cortisol mit dem Prozentsatz des Erfolgs des IVF-Verfahrens in Verbindung zu bringen. Dr. Kavita Vedara probierte alle wahrscheinlichsten Methoden aus, um den Stresshormonspiegel bei Frauen zu messen: Bluttests, Urintests, Speicheltests und Haartests.

Der Professor entschied sich schließlich für Haare, da diese den Hormonspiegel im Körper nicht nur zum Zeitpunkt der Untersuchung, sondern auch in den letzten Monaten zeigen. Die Ärzte führten ein kleines Experiment mit 135 Frauen durch, die sich einer künstlichen Befruchtung unterzogen. Alle Frauen wurden zwischen Ende 2012 und Anfang 2014 im selben medizinischen Zentrum behandelt. Von den 135 Frauen wurden nur 60 % erfolgreich schwanger – das sind 81 Patientinnen. Die Ärzte fanden einen klaren Zusammenhang zwischen dem Cortisolspiegel in Speichel und Haaren und dem Erfolg oder Misserfolg der Befruchtung. Es wurde nachgewiesen, dass ein hoher Cortisolspiegel den Erfolg des Verfahrens um durchschnittlich 27 % verringerte. „Wir wissen, dass der Erfolg einer künstlichen Befruchtung von vielen Faktoren beeinflusst wird, und noch nicht alle sind vollständig erforscht. Ärzte sind daran interessiert, die Chancen einer Frau auf eine Schwangerschaft nach einer IVF zu bestimmen, da dieses Verfahren nicht nur kompliziert, sondern auch teuer ist.“

„Wahrscheinlich wird eine künstliche Beeinflussung des Cortisolspiegels im Blut während der IVF-Behandlung dazu beitragen, diese Chancen zu erhöhen“, kommentiert einer der Leiter des Experiments, Dr. Adam Massey, die Ergebnisse. Wissenschaftler geben zu, dass nicht nur Stress eine erfolgreiche Empfängnis verhindert – es ist notwendig, alle möglichen Faktoren zu berücksichtigen. Der ermittelte Wert von 27 % ist jedoch beeindruckend und gibt Anlass zum Nachdenken. Obwohl die Studie noch nicht abgeschlossen ist, empfehlen Ärzte ihren Patientinnen bereits, Stresssituationen nicht nur während, sondern auch vor der IVF-Vorbereitungsphase möglichst zu vermeiden.