Der Immunstatus der Mutter hängt von ihrer Fütterungsstrategie ab

Forscher der University of California in Santa Barbara haben herausgefunden, dass sich der Immunstatus von Müttern nach der Geburt ändert, je nachdem, wie sie ihre Babys ernähren. Laut einem in der Fachzeitschrift Scientific Reports veröffentlichten Artikel erreichen bestimmte entzündungsfördernde Proteine – Substanzen, die als Teil der Immunreaktion freigesetzt werden – zu unterschiedlichen Tageszeiten ihren Höhepunkt, je nachdem, ob die Mutter stillt, abpumpt oder mit der Flasche füttert.

„Das ist eine großartige Studie; es gibt so viele unbeantwortete Fragen zur Gesundheit von Müttern nach der Geburt“, sagte Amy Boddy, Biologin und Evolutionstheoretikerin in der Anthropologieabteilung der UCSB und Hauptautorin der Studie. Es ist ein seltener, tiefer Einblick in die Immunität aus der Perspektive einer Mutter nach der Geburt, von dem sie hofft, dass er als Ausgangspunkt für zukünftige Forschung dienen wird.

Tatsächlich, so sagte sie, habe sich die Forschung zu den Auswirkungen des Stillens größtenteils auf das Kind konzentriert. Zahlreiche Erkenntnisse wiesen auf die positiven Auswirkungen des Stillens auf die Immunität und Entwicklung des Kindes hin. Langfristig hätten stillende Mütter zudem ein geringeres Risiko, an bestimmten Krebsarten und Diabetes zu erkranken.

Doch wie steht es mit Frauen in den ersten Monaten und Jahren nach der Geburt? Um dies zu untersuchen, begleiteten Boddy, die Hauptautorin und Co-Forscherin Carmen Hove sowie ihr Team 96 Frauen im Raum Seattle, die in den letzten sechs Monaten entbunden hatten, und sammelten deren Speichel zweimal innerhalb von 24 Stunden: einmal vor dem Schlafengehen und erneut morgens nach dem Aufwachen.

Da die COVID-19-Pandemie gerade erst begonnen hatte und sich alle in Quarantäne befanden, befanden sich die Forscher in einer unerwartet idealen Versuchssituation, in der die Umgebung der Mütter streng auf Infektionen kontrolliert wurde, die die Immunmaßnahmen beeinträchtigen könnten.

„Es war ein perfektes natürliches Experiment, da wir die Immunfunktion untersuchten und niemand über eine Erkrankung berichtete“, sagte Boddy. Ziel war es, die zyklischen Werte von fünf Proteintypen (CRP, IL-1β, IL-6, IL-8 und TNF-α) zu verfolgen, die auf Entzündungen hinweisen, ein Marker der Immunreaktion.

„Stillen kann nachweislich eine komplexe Entzündungsreaktion auslösen“, erklärte Boddy. „Entzündungen sind nicht immer schlecht – die Brust verändert sich, funktioniert und bewirkt Dinge im Körper.“

Die tageszeitlichen Schwankungen dieser Proteine führen dazu, dass ihre Konzentrationen in der Regel morgens höher und abends niedriger sind. Die Forscher wollten ungewöhnliche Werte innerhalb der normalen Schwankungen dieser Proteine identifizieren und herausfinden, wie diese mit den Ernährungsstrategien junger Mütter zusammenhängen.

Bei mehreren Proteinen gab es keinen messbaren Unterschied zwischen den Morgen- und Abendwerten, unabhängig davon, ob die Mütter abpumpten oder stillten. Beim C-reaktiven Protein (CRP) stellten die Forscher jedoch fest, dass die Werte bei stillenden Frauen abends ihren Höhepunkt erreichten, was den normalen Tagesverlauf umkehrte.

„Wir hatten erwartet, dass niedrige Laktationsraten mit einem relativ hohen CRP-Spitzenwert am Morgen einhergehen und umgekehrt“, sagte Howe. „Wir stellten fest, dass bei Müttern, die über eine starke Laktation berichteten, egal ob sie stillten oder abpumpten, der CRP-Wert nachts höher war.“ Weitere Forschung ist nötig, um die genauen Auswirkungen dieses einzigartigen Musters bei stillenden Müttern zu bestimmen.

„Wir wissen nicht genau, was los ist“, sagte Boddy. „Es könnte sein, dass ein unvollständiger Milchabfluss die Entzündung verursacht.“ Oder vielleicht ist die Entzündung eine Heilungsreaktion nach der Schwangerschaft. Vielleicht ist der unvollständige Milchabfluss eine Verhaltensänderung aufgrund von Stress. Vielleicht ist der Stress eine Folge von Schlafstörungen, die mit dem ständigen Stillen einhergehen.

„Wir haben keinen kausalen Zusammenhang, es ist lediglich ein Zusammenhang“, sagte sie. „Diese Studie zeigt, dass es ein einzigartiges Immunprofil gibt, und das müssen wir weiter untersuchen.“

Diese Studie unterstreicht die wahre Komplexität des Stillens nach der Geburt. Stillen sei Teil eines fortlaufenden physiologischen Dialogs zwischen Mutter und Neugeborenem, der dem Säugling zugutekomme, sagte Boddy.

„In der Evolutionsbiologie gibt es das Konzept des Mutter-Fötus-Konflikts. Die Idee dahinter ist, dass das Baby, wenn zwei Körper in einer mütterlichen Einheit leben, immer etwas mehr will, als die Mutter geben kann“, erklärte sie. Diese Studie befasst sich mit der Grauzone der postpartalen Gesundheit aus mütterlicher Sicht, insbesondere mit dem Stillen und der Immunität.

Trotz des von Institutionen wie der Weltgesundheitsorganisation propagierten Ideals „Stillen ist das Beste“ stellten die Forscher fest, dass es sogar in ihrer Stichprobe gebildeter, relativ wohlhabender Frauen eine Mischung verschiedener Fütterungsstrategien gab, die die Herausforderungen des ausschließlichen Stillens verdeutlichten.

„Es gab viel Widerstand, vor allem von stillenden Müttern, wegen der Zeitbeschränkungen. Unsere Gesellschaft macht es uns nicht leicht, zu stillen und die Milchproduktion zu fördern“, sagte Boddy, die ihre beiden Kinder gestillt hat und es „schwierig fand, ihre Stillziele zu erreichen“.

Darüber hinaus gibt es keine klaren Richtlinien, wann mit dem Stillen aufgehört werden sollte. Wann beginnen die physiologischen und sonstigen Vorteile für die Mutter in diesem laufenden Dialog nachzulassen? Können diese Informationen Aufschluss über andere Trends, wie beispielsweise die Müttersterblichkeit, geben?

Die Forscher hoffen, dieses Thema eingehender und auf einer individuelleren Ebene untersuchen zu können, um zusätzliche Muster in Bezug auf die Gesundheit nach der Geburt und das Stillen zu erkennen, beispielsweise den Einfluss verschiedener Hormone, die an der Laktation beteiligt sind.

„Ich denke, diese Studie hat mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet. Wir möchten einige dieser Frauen während ihrer postnatalen Erfahrung begleiten“, sagte Boddy. „Es war schon immer eine Herausforderung, die beste Ernährung für unsere Babys zu finden, und Stillen ist so anspruchsvoll.“