Ein Kind ohne Geschlecht oder Kinder "auf Bestellung"

Der natürliche Weg, das Leben fortzusetzen, nämlich Sex – ein physiologischer Akt, bei dem männliche Spermien eine weibliche Eizelle befruchten – wird bald durch ein völlig anderes Verfahren ersetzt werden: Um ein Baby zu zeugen, wird man überhaupt keinen Sex mehr brauchen. Diese Annahme stammt vom Genetiker Hank Greely, Professor an der Stanford University. Ihm zufolge werden Menschen in Zukunft das Geschlecht, die Gesichtszüge und den Charakter des zukünftigen Babys selbst bestimmen können, und diese Art der Zeugung wird in nur wenigen Jahrzehnten als völlig normal gelten. Der Vorteil dieses Ansatzes besteht darin, dass durch die Veränderung des Genoms des Embryos Erbkrankheiten ausgeschlossen werden.

Professor Greely erklärte, dass zur Zeugung von Kindern lediglich die Hautzellen der Mutter benötigt würden, um genetisches Material zu gewinnen, auf dessen Grundlage die Eizellen und Spermien des Vaters für die Befruchtung erzeugt würden. Mit der neuen Methode könnten Hunderte von Embryonen gewonnen werden, aus denen die Eltern „das richtige“ Baby auswählen könnten.

Man kann sagen, dass die Menschheit einerseits bereits das Entwicklungsniveau erreicht hat, um Kinder „auf Bestellung“ zu zeugen, doch laut Greely verfügen die Spezialisten derzeit nicht über ausreichend theoretisches Wissen, um die Praxis der „maßgeschneiderten“ Kinderschaffung flächendeckend anzuwenden, doch dies sei nur eine Frage der Zeit.

Ein Kind ohne Sex zu bekommen, mag unrealistisch und sogar utopisch erscheinen, doch dieses Thema hat ernsthafte Debatten ausgelöst, und in verschiedenen Veröffentlichungen werden bereits ethische Fragen diskutiert, insbesondere die Frage, ob es möglich ist, die DNA eines Embryos zu manipulieren, um die Nachkommen von Erbkrankheiten zu befreien. Viele Experten unterstützen Hank Greely, doch es gibt immer noch diejenigen, die solche Experimente mit der „Natur“ verurteilen. Wie dem auch sei, in den USA sind Genexperimente, bei denen Kinder von drei Elternteilen erzeugt werden, bereits erlaubt – abnorme Chondriosomen von Embryonen werden durch Spender-Chondrien (von einer dritten Person) ersetzt, und in Großbritannien ist ein ähnliches Verfahren bereits legalisiert.

Es ist erwähnenswert, dass solche Experimente weit verbreitet sind. In China gelang es Spezialisten beispielsweise, unter Laborbedingungen Spermien zu züchten, die für ihre Hauptfunktion voll geeignet sind. Die Forschung chinesischer Experten kann als echter Durchbruch auf dem Gebiet der reproduktiven Gesundheit angesehen werden. Das Experiment wurde von einer Gruppe von Wissenschaftlern der Medizinischen Universität Nanjing und der Akademie der Wissenschaften Peking durchgeführt. Die Wissenschaftler entnahmen mit Zytokinen behandelte embryonale Stammzellen und beeinflussten sie mit Androgenen. Als Ergebnis wurden künstliche Spermien mit einem vollständigen haploiden Chromosomensatz erhalten. Experimente an Mäusen zeigten, dass weibliche Mäuse, die mit im Labor gezüchteten Spermien befruchtet wurden, erfolgreich schwanger wurden, rechtzeitig gesunde Nachkommen austrugen und zur Welt brachten, was die Eignung künstlicher Spermien bestätigt.

Chinesische Experten beabsichtigen, ihre Forschung zu wiederholen, um Ungenauigkeiten zu beseitigen und die Wirksamkeit von künstlichem Sperma zu bestätigen. Sollten nachfolgende Experimente die gleichen Ergebnisse zeigen, wird die Beteiligung von Männern in Zukunft für den Fortbestand der Menschheit überhaupt nicht mehr erforderlich sein.