Kalorienreiche Lebensmittel beschleunigen die Pubertät bei modernen Mädchen

Wissenschaftler gehen davon aus, dass der Rückgang des Alters, in dem Mädchen ihre erste Menstruation bekommen, nicht zuletzt auf die moderne kalorienreiche Ernährung zurückzuführen ist. Leider trägt ein Überfluss an Kalorien nicht zur gleichen Beschleunigung der Entwicklung des Nervensystems bei.

Laut Statistik ist das Pubertätsalter bei Frauen in den letzten 150 Jahren um 4 Jahre gesunken: Die erste Menstruation tritt nun nicht mehr mit 12, sondern mit 8 Jahren ein. Auf den ersten Blick ist es unmöglich zu verstehen, warum die Pubertät so stark beschleunigt wurde: Der Prozess hängt von Hunderten von Faktoren ab, von rein genetischen bis hin zu territorial-geografischen und umweltbedingten. Und doch hatten Forscher der University of Wisconsin in Madison (USA) in gewisser Weise Glück: Sie konnten mindestens einen konkreten Grund für die beschleunigte Pubertät feststellen, und dieser Grund ist die Ernährung.

Wissenschaftler des National Primate Research Center in Wisconsin haben in den letzten 30 Jahren ähnliche Veränderungen bei Rhesusaffen beobachtet. Die weiblichen Affen nahmen immer schneller an Gewicht zu und waren bereit zur Fortpflanzung. Die Physiologie von Rhesusaffen ähnelt in vielerlei Hinsicht unserer, und Wissenschaftler haben beschlossen, das Phänomen der beschleunigten Reifung bei ihnen zu untersuchen. Zudem unterliegen Umweltfaktoren in Tierversuchen einer besseren Kontrolle, und die Ursachen bestimmter Veränderungen lassen sich hier deutlich einfacher ermitteln als in statistischen Studien am Menschen. Bei Affen beobachten Wissenschaftler das Verhalten der Tiere, einschließlich ihrer Essgewohnheiten, seit vielen Jahren, und ihre Ernährung ist jedes Jahr nährstoffreicher geworden.

Um die Hypothese zu testen, dass Kalorien der Grund für die Frühreife der Weibchen sind, führten Zoologen ein einfaches Experiment durch: Sie wählten mehrere junge Makaken aus und setzten sie auf unterschiedliche Diäten – manche auf normale Kost, andere auf angereicherte Kost. Als die Affen in die Pubertät kamen, dauerte es bei denen, die sich besser als üblich ernährten, 6–7 Monate, bei denen mit normaler Kost 12–14 Monate. Der Kalorienreichtum stimulierte die Synthese der Hormone Leptin und Somatomedin, die am Wachstum von Muskeln, Knochen und Fettgewebe beteiligt sind.

Generell sind große Kalorienmengen die Ursache für die Beschleunigung; dies wurde nun experimentell nachgewiesen und die Ergebnisse der Arbeit im Fachjournal Endocrinology veröffentlicht.

In diesem Fall, so versichern Wissenschaftler, lassen sich diese Daten problemlos auf den Menschen übertragen. Auf den ersten Blick gibt es vielleicht gar kein Problem. Doch erstens haben Wissenschaftler Grund zu der Annahme, dass auf eine frühe Reifung eine Vielzahl von Stoffwechselerkrankungen, darunter Diabetes, folgen. Und zweitens geht eine beschleunigte Pubertät nicht mit einer ebenso beschleunigten Entwicklung des Nervensystems einher. Dies wiederum kann die Ursache für unangemessenes Verhalten und psychische Störungen bei Betroffenen einer beschleunigten Pubertät sein. Und es ist noch immer nicht bekannt, was für die fragile Psyche eines Kindes gefährlicher ist – ein Horrorfilm im Fernsehen oder McDonald's.

[ 1 ], [ 2 ]