WHO: Gesundheit von Jugendlichen erfordert dringende Maßnahmen

Kürzlich fand die 68. Sitzung der Weltgesundheitsversammlung statt. Dort wurde vorgeschlagen, gemeinsam mit Jugendlichen, wichtigen Partnern und den WHO-Mitgliedsländern ein Programm zum Schutz der Jugendgesundheit zu entwickeln. Im September letzten Jahres wurde eine globale Strategie vorgestellt, die allen Frauen, Kindern und Jugendlichen weltweit das Recht auf körperliche und geistige Gesundheit sowie soziale und wirtschaftliche Chancen einräumt und ihnen die Möglichkeit gibt, aktiv an der Gestaltung einer erfolgreichen Gesellschaft mitzuwirken.

Das WHO-Programm für Länder und Partner skizziert Schlüsselbereiche für die Planung und Entwicklung von Maßnahmen zur Deckung der Gesundheitsbedürfnisse der jungen Generation. In dieser Phase sind alle eingeladen, ihre Meinung zum Programm und den darin enthaltenen Punkten zu äußern. Zu diesem Zweck wurde eigens eine Online-Umfrage erstellt, deren Ergebnisse nach Abschluss an die Redaktion weitergeleitet und bei der Erstellung des Entwurfs des Programms zum Schutz der Jugendgesundheit berücksichtigt werden.

Auf der Erde leben mehr als eine Milliarde Teenager, und sie unterscheiden sich in einigen Punkten von anderen Bevölkerungsgruppen:

• Die Gesundheit von Jugendlichen bestimmt die Überlebensraten, die Gesundheitsförderung im späteren Leben und die Gesundheit künftiger Generationen
• In diesem Alter beginnen die Menschen, Entscheidungen über einen gesunden Lebensstil, den Gebrauch psychotroper Medikamente, Sex usw. zu treffen. Mithilfe von Programmen, die speziell auf diese Generation ausgerichtet sind, kann die Wahl der Teenager beeinflusst werden.

Es ist erwähnenswert, dass den Teenagern während dieser ganzen Zeit sehr wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde:

• haben seit dem Jahr 2000 den geringsten prozentualen Rückgang der Sterblichkeit erlebt, während alle anderen Bevölkerungsgruppen stärker von der epidemiologischen Verschiebung profitiert haben
• Trotz des Rückgangs der HIV-Sterblichkeit steigt die Sterberate unter Jugendlichen aufgrund dieser tödlichen Infektion weiterhin an
• Bei heranwachsenden Mädchen ist das Risiko von Komplikationen während der Schwangerschaft und der Geburt hoch. Die meisten erhalten keine Informationen über lebensrettende Präventionsmaßnahmen und haben keinen Zugang zu wirksamen Verhütungsmitteln.
• Jugendliche sind im Vergleich zu anderen Bevölkerungsgruppen am wenigsten zufrieden mit der Gesundheitsversorgung und haben zudem Probleme, auf diese Leistungen zuzugreifen (hohe Kosten usw.).
• Die Rechte von Teenagern sind eingeschränkt.

Experten zufolge liegt das daran, dass Teenager im Allgemeinen als Kinder betrachtet werden, wenn auch als reife Kinder, während die einzigartigen emotionalen, kognitiven und sozialen Fähigkeiten des Gehirns in dieser Phase oft ignoriert werden.

Es wird allgemein angenommen, dass Teenager die gesündeste Bevölkerungsgruppe sind, doch die Fakten sprechen eine andere Sprache: Allein im Jahr 2012 starben über eine Million Teenager, und einige dieser Todesfälle hätten vermieden werden können.

In den Industrieländern ist die Sterblichkeitsrate im Alter zwischen 15 und 19 Jahren um ein Vielfaches höher als bei Kindern im Alter zwischen einem und vier Jahren. Die meisten jungen Menschen sterben an Ursachen, die völlig vermeidbar gewesen wären, ohne jemals vollwertige Mitglieder der Gesellschaft zu werden.

Alle Programme, die sich an Teenager richten, berücksichtigen nicht die altersbedingten Besonderheiten, die sich bei älteren und jüngeren Jugendlichen unterscheiden.

Teenagerschwangerschaften und HIV-Infektionen erhalten große Aufmerksamkeit, doch die Hauptursachen für Tod und Behinderung in dieser Bevölkerungsgruppe bleiben unbehandelt. Dies gilt insbesondere für Depressionen bei Teenagern, die bei Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren die häufigste Todesursache darstellen. Traumata sind eine weitere Ursache für Behinderung und Tod bei jungen Menschen. In diesem Bereich wird jedoch weitaus weniger investiert als in die Bereiche reproduktive Gesundheit und HIV.

Moderne Gesundheitssysteme konzentrieren sich hauptsächlich auf Erwachsene und kleine Kinder, obwohl in vielen Ländern jeder fünfte Einwohner ein Teenager ist.

Heute berücksichtigen weniger als die Hälfte der Länder Tabakkonsum und psychische Gesundheit von Jugendlichen in ihrer Politik, doch die Situation in der Praxis ist viel schlimmer. Jetzt ist es an der Zeit, dies zu ändern. Die politischen Entscheidungsträger müssen die Bedürfnisse von Jugendlichen und ihre Bedeutung für Politik und Gesundheitssysteme verstehen und der Gesundheit von Jugendlichen Priorität einräumen.

Die Probleme von Teenagern erfordern einen umfassenden Ansatz, da sie eine große Bandbreite haben – von Übergewicht und Gewalt bis hin zu Schwangerschaft und Depression.