Pollen, Industrieabgase und Ozon: Drei Risiken für die Transparenz von Brillengläsern

Was die Wissenschaftler herausfanden: Die weltweit größte prospektive Studie mit mehr als 200.000 Erwachsenen über 50 in China ergab einen klaren Zusammenhang zwischen der jährlichen bodennahen Ozonkonzentration (O₃) und dem Risiko altersbedingter Katarakte, einer der Hauptursachen für Sehverlust und Blindheit bei älteren Menschen. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift Pubs.acs veröffentlicht.

Design und Maßstab

• Bevölkerung: 215.000 Personen ohne Katarakt aus 31 Provinzen in China.
• Nachsorge: Bis zu 10 Jahre Nachsorge der in der Krankenakte bestätigten Erstdiagnose Katarakt.
• Expositionsbewertung: Die jährlichen durchschnittlichen 8-Stunden-Maximalkonzentrationen von Ozon wurden aus bodengestützten und satellitengestützten Überwachungsdaten berechnet.

Wichtigste Ergebnisse

1. Das Risiko steigt mit der O₃-Konzentration:

   • Bei jedem Anstieg des Ozongehalts um 10 ppb (parts per billion) erhöhte sich die Hazard Ratio (HR) für altersbedingten Grauen Star um 8 % (HR = 1,08; 95 % KI: 1,05–1,11).

2. Untergruppen mit erhöhter Vulnerabilität:

   • Frauen waren empfindlicher (HR = 1,10) als Männer (HR = 1,06).

   • Bei Menschen über 65 und in ländlichen Gebieten war das Risiko sogar noch höher.

3. Katarakt vom nukleären Subtyp: Bei diesem Typ, bei dem der zentrale Kern der Linse trüb wird, war der Zusammenhang mit langfristiger Ozonbelastung am stärksten.

Schadensmechanismen

• Oxidativer Stress: Ozon, ein starkes Oxidationsmittel, löst beim Auftreffen auf die Augenoberfläche eine Kaskade reaktiver Sauerstoffspezies aus, die Proteine und Lipide in der Linse zerstören.
• Chronische Entzündung: Leichte Entzündungseffekte an Bindehaut und Hornhaut dringen schließlich tiefer in den Sehapparat ein.

Auswirkungen auf das Gesundheitswesen

• Überprüfung der Luftqualitätsstandards: Die Ergebnisse sprechen für eine Verschärfung der Grenzwerte für bodennahes Ozon, insbesondere in dicht besiedelten und ländlichen Gebieten.
• Aufklärung der Öffentlichkeit und des Klinikpersonals: Augenärzte und Ärzte sollten neben UV-Strahlung und Stoffwechselerkrankungen auch die chronische Ozonbelastung als Risikofaktor für Katarakte berücksichtigen.
• Vorbeugung: Das Tragen einer Schutzbrille im Freien, der Einsatz von Luftreinigern in Innenräumen und die Aufklärung älterer Menschen über die Stunden mit der höchsten Schadstoffbelastung können das Fortschreiten der Linsentrübung verlangsamen.

„Wir hatten gehofft, einen Zusammenhang zwischen Ozon und Atemwegserkrankungen zu finden. Aber es war eine Überraschung für uns, dass es eine so ausgeprägte Wirkung auf die Augen hat“, sagte Dr. Li Zheng, Hauptautor der Studie.

Die Autoren betonen mehrere wichtige Punkte:

1. Breites Schadensspektrum
   „Wir hatten einen Zusammenhang zwischen Ozon und Lungenerkrankungen erwartet, stellten jedoch fest, dass chronische Belastung auch die Augenlinse erheblich schädigt“, sagt Dr. Li Zheng. „Das erweitert unser Verständnis der Risiken für eine schlechte Ökologie.“

2. Anfälligkeit älterer Menschen und der Landbevölkerung
   „Das erhöhte Risiko bei Menschen über 65 und bei Menschen, die in ländlichen Gebieten leben, ist wahrscheinlich auf eine Kombination aus mehr Zeit im Freien und eingeschränktem Zugang zur Gesundheitsversorgung zurückzuführen“, fügt Co-Autor Prof. Hui Wang hinzu.

3. Notwendigkeit einer Überarbeitung der Standards
   „Unsere Ergebnisse rechtfertigen eine Überarbeitung der maximal zulässigen Werte für bodennahes Ozon auf nationaler und internationaler Ebene, da die aktuellen Standards die Augen älterer Menschen nicht schützen“, schlussfolgert Dr. Zheng.

Diese Erkenntnisse unterstreichen die Notwendigkeit eines unerbittlichen Kampfes gegen die Luftverschmutzung, um im unsichtbaren Kampf gegen das gespenstische Ozon nicht den Überblick zu verlieren.