Endokrine Drüsen

Die im Körper ablaufenden Prozesse werden nicht nur vom Nervensystem, sondern auch von den endokrinen Drüsen (endokrinen Organen) gesteuert. Zu letzteren gehören Drüsen unterschiedlichen Ursprungs, die sich im Laufe der Evolution spezialisiert haben, topographisch isoliert sind, keine Ausführungsgänge besitzen und das von ihnen produzierte Sekret direkt in die Gewebsflüssigkeit und das Blut abgeben. Die Produkte der endokrinen Drüsen (Organe) sind Hormone. Dies sind hoch biologisch aktive Substanzen, die selbst in sehr geringen Mengen verschiedene Körperfunktionen beeinflussen können. Hormone (griechisch hormao – ich errege) haben eine selektive Funktion, d. h. sie können sehr spezifisch auf die Aktivität von Zielorganen wirken. Hormone haben eine regulierende Wirkung auf das Wachstum und die Entwicklung von Zellen, Geweben, Organen und des gesamten Organismus. Eine übermäßige oder unzureichende Hormonproduktion verursacht schwere Funktionsstörungen im menschlichen Körper und führt sogar zu Krankheiten.

Anatomisch isolierte endokrine Drüsen können sich gegenseitig stark beeinflussen. Da dieser Einfluss durch Hormone erfolgt, die über das Blut an die Zielorgane abgegeben werden, spricht man üblicherweise von einer humoralen Regulation der Aktivität dieser Organe. Es ist jedoch bekannt, dass alle im Körper ablaufenden Prozesse ständig vom Zentralnervensystem (ZNS) kontrolliert werden. Diese duale Regulation der Organaktivität wird als neurohumoral bezeichnet.

Die derzeit allgemein akzeptierte Klassifizierung endokriner Organe basiert auf ihrer Entstehung aus unterschiedlichen Epitheltypen.

1. Drüsen ektodermalen Ursprungs - aus der Epithelauskleidung des Rachendarms (Kiefertaschen). Dies ist die sogenannte branchiogene Gruppe endokriner Drüsen: die Schilddrüse und die Nebenschilddrüsen.
2. Drüsen endodermalen Ursprungs - aus dem Epithel des Rumpfteils des embryonalen Darmrohrs: dem endokrinen Teil der Bauchspeicheldrüse (Pankreasinseln).
3. Drüsen mesodermalen Ursprungs: Interrenalsystem, Nebennierenrinde und Interstitielle Zellen der Geschlechtsdrüsen.
4. Drüsen ektodermalen Ursprungs sind Abkömmlinge des vorderen Teils des Neuralrohrs (neurogene Gruppe): die Hypophyse und der Zirbeldrüsenkörper (Zirbeldrüse).
5. Drüsen ektodermalen Ursprungs sind Abkömmlinge des sympathischen Nervensystems: das Nebennierenmark und die Paraganglien.

Es gibt eine weitere Klassifizierung endokriner Organe, die auf dem Prinzip ihrer funktionellen Interdependenz basiert.

1. Adenohypophysengruppe:
   1. Schilddrüse;
   2. Nebennierenrinde (faszikuläre und retikuläre Zonen);
   3. der endokrine Teil der Geschlechtsdrüsen – die Hoden und Eierstöcke. Die zentrale Stellung in dieser Gruppe nimmt die Adenohypophyse ein, deren Zellen Hormone produzieren, die die Aktivität dieser Drüsen regulieren (adrenocorticotrope, somatotrope, thyreotrope und gonadotrope Hormone).
2. Eine Gruppe peripherer endokriner Drüsen, deren Aktivität nicht von den Hormonen des Hypophysenvorderlappens abhängt:
   1. Nebenschilddrüsen;
   2. Nebennierenrinde (glomeruläre Zone);
   3. Pankreasinseln.

Diese Drüsen werden üblicherweise als selbstregulierend bezeichnet. So senkt das Hormon der Langerhansinseln, Insulin, den Blutzuckerspiegel; erhöhte Blutzuckerspiegel stimulieren die Insulinsekretion.

3. . Gruppe endokriner Organe „nervösen Ursprungs“ (neuroendokrine Drüsen):
   1. große und kleine neurosekretorische Zellen mit Fortsätzen, die die Kerne des Hypothalamus bilden;
   2. neuroendokrine Zellen ohne Fortsätze (chromaffine Zellen des Nebennierenmarks und der Paraganglien);
   3. parafollikuläre oder K-Zellen der Schilddrüse;
   4. argyrophile und enterochromaffine Zellen in den Magen- und Darmwänden.

Neurosekretorische Zellen vereinen nervöse und endokrine Funktionen. Sie nehmen Nervenimpulse wahr und produzieren daraufhin ein Neurosekret, das ins Blut gelangt oder über Nervenzellfortsätze zu den Zielzellen transportiert wird. So produzieren Hypothalamuszellen ein Neurosekret, das über Nervenzellfortsätze an die Hypophyse abgegeben wird und dort eine Steigerung oder Hemmung der Zellaktivität bewirkt.

4. Eine Gruppe endokriner Drüsen neuroglialen Ursprungs (aus dem embryonalen Neuralrohr):
   1. Zirbeldrüse;
   2. Neurohämalorgane (Neurohypophyse und Eminenz mediana).

Das von den Zellen der Zirbeldrüse produzierte Sekret hemmt die Freisetzung gonadotroper Hormone durch die Zellen der Adenohypophyse und hemmt somit die Aktivität der Geschlechtsdrüsen. Die Zellen des Hypophysenhinterlappens produzieren keine Hormone, sorgen aber für die Ansammlung und Freisetzung von Vasopressin und Oxytocin, die von den Zellen des Hypothalamus produziert werden, ins Blut.

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